Offenheit und Standards sind die Voraussetzung für eine reibungslose Kommunikation. Insofern bedeuten Industrie 4.0 und IoT eine große Herausforderung auf dem Gebiet der Standardisierung, denn plötzlich müssen die unterschiedlichsten Elemente miteinander kommunizieren: das Auto mit seiner Umgebung, z. B. mit einem anderen Fahrzeug oder dem Parkhaus, die Systeme eines Autos untereinander und ihre einzelnen Komponenten vielleicht noch mit den Fertigungs- und Montageeinrichtungen. Produkt, Prozess und Ressourcen müssen also IT-gestützt vernetzt werden, was nicht der bisherigen Praxis der Standardisierung entspricht. Bislang gab es, fein säuberlich getrennt, produkt-, prozess- und ressourcenbeschreibende Standards. Deshalb wird gelegentlich der Ruf nach einem übergreifenden Standard laut, der nach Möglichkeit alle diese Anforderungen erfüllt.
So verständlich dieser Ruf ist, er ist auch gefährlich. Die jahrzehntelange Erfahrung auf dem Gebiet der Standardisierung lehrt, dass für die Entwicklung eines solchen Super-Standards Zeit, Geld und letztlich auch die Geduld fehlen. Und selbst wenn alle drei Ingredienzien im Überfluss vorhanden wären, hätte die Standardisierung kaum Aussicht auf Erfolg, weil sich das IoT viel zu dynamisch weiterentwickelt. Außerdem ist ein Standard, der vom Anspruch her alles beschreiben können soll, in einer Zeit, in der alle Welt von föderierten IT-Systemen und intelligent verlinkten Informationen schwärmt, nicht mehr zeitgemäß. Wenn Produkte und Systeme vernetzt werden, warum nicht auch die Standards?
Informationen zu verlinken statt auszutauschen ist en vogue, weshalb OSLC als Standard der Zukunft gefeiert wird, obwohl die Idee der Verknüpfung von Informationen per Tag und Anchor fast so alt ist wie das Internet. So gut diese Verlinkung innerhalb der Unternehmen funktioniert, um Anwendern Informationen systemunabhängig zur Verfügung zu stellen oder alle von einer Änderung betroffenen Instanzen miteinander zu verknüpfen – für die Kommunikation über Unternehmensgrenzen und Firewalls hinweg ist sie nicht nutzbar. Dafür brauchen wir weiterhin den guten alten Datenaustausch, der ohne Standards nicht funktioniert. Sie werden sogar immer wichtiger, weil der Collaboration-Bedarf zunimmt.
Vernetzung von mehreren Standards
Aber welche Standards brauchen wir? Ausgehend von der Annahme, dass sich ein Großteil der Kommunikationsanforderungen mit den heute verfügbaren Standards bewältigen lässt, hat der ProSTEP iViP Verein einmal die Landschaft erforscht. Dabei zeigte sich, dass es allein für die Produktbeschreibung ein riesiges Set an nationalen und internationalen Standards gibt, die sich zum Teil funktional überlappen und deren Protagonisten miteinander rivalisieren. Es ist deshalb an der Zeit, alte Zöpfe abzuschneiden.