Maritime Systeme wie Kreuzfahrtschiffe oder Fregatten haben mehrere Millionen Bauteile und übertreffen damit die Dimensionen anderer Industrieprodukte bei weitem. Das stellt die Werften bei der Produktionsplanung und -steuerung vor besondere Herausforderungen. Die Fr. Lürssen Werft, das WZL der RWTH Aachen und die PROSTEP AG haben hierzu das Forschungsprojekt ProProS durchgeführt. In diesem Projekt ging es um die Entwicklung einer innovativen Methodik, für die Produktionsplanung und -steuerung großer Einzelprodukte. Die Methodik soll eine effiziente Verwendung der verfügbaren Ressourcen ermöglichen und die Auswirkungen von Störungen möglichst früh abschätzbar machen. Sie stützt sich auf einen digitalen Zwilling, der das Schiff mitsamt den Fertigungsaktivitäten abbildet. In diesem Zwilling wird der Aktivitätenplan ohne manuelle Eingriffe auf Basis der Baustruktur erstellt, der unter Berücksichtigung der verfügbaren Ressourcen beplant und optimiert wird.
Der im Rahmen des Forschungsprojektes entstandene Software-Demonstrator kann mit den sehr großen Strukturen und Aktivitätenplänen des Schiffbaus umgehen. Durch die Übernahme von Echtzeitdaten aus der Fertigung können die Produktionsplaner*innen Störungen zeitnah erkennen und eine Neuplanung auf Basis des aktuellen Ist-Standes durchführen.
Damit verfügen sie über ein Werkzeug, um die Effizienz im Produktionsprozess zu steigern und die Durchlaufzeiten zu verkürzen. Sie können mit der Software sogar Vorhersagen über zukünftige Aktivitäten machen. Die Lösung ermöglicht eine detaillierte, hocheffiziente Produktionssteuerung für den Bau von komplexen Einzelstücken, ohne den manuellen Aufwand für die Produktionsplanung in die Höhe zu treiben.
Das Projekt selbst unterteilte sich in vier Phasen. Nach einer initialen Anforderungsaufnahme, in der die fachlichen Herausforderungen und Rahmenbedingungen benannt wurden, leiteten wir ein Daten- und Prozessmodell ab, das in der dritten Phase in den Demonstrator überführt wurde. In der letzten Projektphase wurde die entstandene Lösung schließlich validiert. Die Projektpartner realisierten alle Phasen in enger Abstimmung aber mit wechselnder Verantwortung – je nach den Stärken der Partner.