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Nicht jammern, sondern die digitale Zukunft gestalten

Von Bernd Pätzold

„Es gibt viele Wege zum Glück – einer davon ist aufhören zu jammern“, hat Albert Einstein mal gesagt. An sein Bonmot werde ich fast täglich erinnert, wenn ich die Zeitung aufschlage. Deutschland jammert über die Wirtschaftskrise, die (noch) keine ist, die politische Situation, den Klimawandel etc. Auch beim Thema Digitalisierung werden gerne die Gefahren betont, statt sie als Chance zu begreifen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dabei ist die Welt durch Jammern noch nie besser geworden.

Die Automobilindustrie als deutsche Leitindustrie steht nicht nur mit Blick auf die digitale Transformation ihrer Geschäftsprozesse und -modelle vor großen Herausforderungen. Sie muss sich gleichzeitig mit vier Megatrends auseinandersetzen, die in ihren Auswirkungen schwer abzuschätzen sind, zumal sie sich gegenseitig beeinflussen: Connected, Autonomous, Shared and Electric oder kurz CASE. Angesichts des Klimawandels stellt sich die Frage, wie lange der Verbrennungsmotor noch überlebt und ob er durch die Batterie oder vielleicht doch durch die Brennstoffzelle abgelöst wird? Außerdem gewinnen neue Themen wie die Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren rasant an Bedeutung.


Als wäre das nicht genug, ist die wirtschaftliche Situation derzeit geprägt durch ein hohes Maß an Unsicherheit, was die Zukunft der Globalisierung und der globalen Absatzmärkte anbelangt. Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und dem Rest der Welt, aber auch der Brexit und die politische Paralyse in anderen europäischen Ländern dämpfen die Konjunktur. Insbesondere die Zulieferer spüren die rückläufige Nachfrage und haben darauf z.T. schon mit Stellenstreichungen reagiert. Eine komplizierte Gemengelage, die vor allem uns Deutschen aufs Gemüt schlägt. Wir jammern gerne auf hohem Niveau.

Ich habe den Eindruck, dass die Stimmung mal wieder schlechter ist als die Lage. Denn machen wir uns nichts vor: Solche Gemengelagen hat es in den letzten Jahrzehnten immer wieder gegeben. Ich erinnere mich noch gut an die Situation Anfang der 90er Jahre, als die deutschen Automobilhersteller in punkto Automatisierung und Lean Production im Vergleich zu Japan weit abgeschlagen schienen. Aber sie haben die Ärmel hochgekrempelt und die dritte industrielle Revolution, die mit der ersten großen Digitalisierungswelle im Engineering zusammenfiel, erfolgreich gemeistert. So erfolgreich, dass sie heute stärker sind als damals.

Natürlich war es ein Veränderungsprozess, durch den sich viele Arbeitsinhalte radikal verändert haben, was für manche Betroffenen sehr schwer war. Aber es sind gleichzeitig viele neue und interessante Arbeitsplätze entstanden und vielfach mit einer höheren Qualifikation.

Ich glaube, wir stehen heute vor einer ähnlichen Situation. Digitalisierung, Industrie 4.0, KI etc. werden im ersten Schritt sicher Arbeitsplätze kosten, aber sie eröffnen uns gleichzeitig die Chance zu wachsen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Deshalb sollten wir uns den Herausforderungen mit Zuversicht stellen und die Chancen der digitalen Transformation jetzt nutzen,

statt angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten wieder ins Zaudern zu geraten. Agilität ist zweifellos das beste Rezept, um auf solche Unsicherheiten flexibel zu reagieren, aber sie darf sich nicht auf die IT bzw. die Implementierung von IT-Lösungen beschränken. Die gesamte Organisation muss agil darauf reagieren.

In vielen Unternehmen der Automobilindustrie laufen vielversprechende Digitalisierungsinitiativen mit dem Ziel, die PLM-Architekturen umzubauen, neue Werkzeuge und Methoden der modellbasierten Systementwicklung zu implementieren und die digitale Durchgängigkeit zu verbessern. Sie jetzt aus Kostenspargründen aufzuschieben, wäre der falsche Weg, denn die digitale Plattform-Ökonomie bestraft Nachzügler. Daten mögen das neue Öl dieser Ökonomie sein, ein unaufhörlich (nach-)wachsender Rohstoff, aber mit einer relativ kurzen Halbwertzeit. Entweder man fördert ihn oder er verliert seinen Brennwert.

Der herausragende Erfolg der letzten Jahre hat viele Unternehmen davon abgehalten, die Potentiale der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Solange die Konjunktur brummte, waren alle ins Tagesgeschäft eingespannt. Jetzt, in einer konjunkturellen Schwächephase, lassen sich die für solche Initiativen erforderlichen Kapazitäten leichter mobilisieren, und es ist auch eine größere Bereitschaft da, über Veränderungen in der Organisation nachzudenken. Die Entscheidungsträger in den Unternehmen dürfen diese Chance nicht verstreichen lassen und sollten jetzt die Zukunft gestalten.


Wir bei PROSTEP sehen die digitale Transformation als Chance und haben unser Angebot und unser Geschäftsmodell bereits darauf ausgerichtet. Wir beraten die Vorzeigeunternehmen der deutschen Industrie zu ihrer PLM-Strategie im Kontext der Digitalisierung. Wir haben massiv Kompetenz im Bereich Systems Engineering aufgebaut und arbeiten an der Validierung & Verifizierung autonomer Fahrfunktionen sowie der Integration von E/E- und Software-Entwicklung in die PLM-Prozesse. Wir setzen alle Softwareprojekte agil um und kümmern uns z.T. nach dem DevOps-Prinzip sowohl um die Entwicklung als auch um den Betrieb. Unsere Produkte unterstützen Cloud-Szenarien und wir bieten unseren Kunden dazu flexible und leistungsfähige SaaS-Modelle. Damit sind wir für die digitale Zukunft gewappnet und sehen dem neuen Jahr optimistisch entgegen.

In diesem Sinne wünsche ich allen unseren Lesern eine frohe Weihnachtszeit und einen glücklichen Start ins Jahr 2020.

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