PROSTEP TECHDAY 2018: Der richtige Mix aus Praxiserfahrung und Produktneuheiten
Von Peter Pfalzgraf
Der alle zwei Jahre stattfindende PROSTEP TECHDAY dient in erster Linie dazu, Kunden und Interessenten über Neuigkeiten und Neuheiten aus dem Hause von PROSTEP zu informieren, und die gab es in diesem Jahr reichlich. Daneben berichteten verschiedene Kunden über den Einsatz der PROSTEP-Lösungen in ihrem Unternehmen – eine ausgewogene Mischung aus Praxiserfahrung und Produktneuheiten, die bei den knapp 50 Teilnehmern sehr gut ankam.
PROSTEP hatte für den diesjährigen Kundentag eine attraktive Lokation gewählt: Das mit Ökostrom betriebene Hochsicherheits-Rechenzentrum DARZ in Darmstadt, in dem unter anderem die webbasierte Datenaustauschlösung OpenDXM GlobalX als Cloud-basierte SaaS-Anwendung gehostet wird. Bei einem Rundgang durch das ehemalige Tresorgebäude der Hessischen Landesbank, in dem früher die Gold- und Geldreserven des Landes aufbewahrt wurden, konnten sich die Teilnehmer einen Eindruck von der beeindruckenden Sicherheits-Architektur und -Infrastruktur des Rechenzentrums machen.
OpenDXM GlobalX mit neuem Look
Das eigentliche Highlight für die OpenDXM GlobalX-Anwender war jedoch die neue, vollständig HTML5-basierte Benutzeroberfläche, die den wachsenden Anforderungen der Anwender in punkto User Experience und Bedienerfreundlichkeit ebenso Rechnung trägt wie den veränderten Rahmenbedingungen durch die Abkündigung von JAVA Webstart und die Ankündigungen von Oracle zur zukünftigen Unterstützung des Java Developers Kit. PROSTEP denkt darüber nach, seinen Kunden künftig OpenJDK als Alternative anzubieten, und wird außerdem ab der Version 9.1 eine weitere Datenbank unterstützen. Die neue Oberfläche, die kundenspezifisch gestaltet werden kann, erleichtert gerade Nicht-CAD-Anwendern die Bedienung der Datenaustauschlösung.
Die Digitalisierung sei für die Hersteller industrieller Software-Anwendungen eine große Herausforderung, weil die Nutzer in punkto Qualität und Bedienung immer anspruchsvoller werden, sagte Dr. Ulrich Koller, Geschäftsführer der UID GmbH, die zusammen mit PROSTEP die neue Oberfläche konzipiert hat. 61% der Anwender glauben einer Umfrage zufolge, dass ihre privaten Geräte besser funktionieren als die im Unternehmen. Koller betonte in seiner Keynote den Unterschied zwischen Usability, die in erster Linie auf eine effizientere Bedienung zielt, und der User Experience, die dem Anwender positive Emotionen vermittelt. Erstere werde zunehmend als selbstverständlich vorausgesetzt.
Einer der Kunden, der die PROSTEP-Lösung seit mehr als 15 Jahren für den sicheren Datenaustausch zwischen den verschiedenen Standorten und bei der Zusammenarbeit mit Partnern nutzt, ist die Brose Gruppe. Der renommierte Hersteller von Türsystemen, Sitzverstellungen und mechatronischen Systemen für die Automobilindustrie hat vor kurzem OpenDXM GlobalX als Portallösung mit ERP-Anbindung eingerichtet, um den OpenDXM-Supplier-Client abzulösen und den technischen Datenaustausch im Änderungsprozess durch die Zusammenführung von CAD- und Office-Daten durchgängig zu gestalten. Patrick Naumann und Uschi Seliger von Brose erläuterten den Teilnehmern die Ziele und Herausforderungen bei der Einführung der webbasierten Lösung, die ganz neue Anwenderkreise erreicht. Obwohl die Outlook-Integration noch in Arbeit ist, hat sich die Nutzerzahl bereits jetzt auf 11.000 erhöht.
OpenPDM soll Cloud-fähig werden
OpenDXM GlobalX ist nicht die einzige PROSTEP-Lösung, die künftig in der Cloud betrieben werden kann, wie Dr. Mirko Theiß den Teilnehmern erläuterte. Auch OpenPDM, die Plattform für PLM-Integration, -Migration und -Kollaboration, soll im nächsten Jahr durch eine neue, Microservice-basierte Architektur Cloud-fähig gemacht werden. Die aktuelle Version bietet bereits eine bessere Unterstützung für digitale Fertigung und Internet of Things (IoT) durch neue Konnektoren zur Digital Manufacturing Software DELMIA von Dassault Systèmes und zur IoT-Plattform ThingWorx von PTC. Damit können auch Kunden, die nicht Windchill einsetzen, die IoT-Plattform mit ihren PLM-Systemen verbinden.
Die auf OpenPDM basierende Lösung für das Configuration Lifecycle Management OpenCLM unterstützt die Verlinkung von Informationen in unterschiedlichen Quellsystemen über OSLC, um die Veränderungen der Produktkonfigurationen über den Lebenszyklus nachvollziehbar zu machen.
Außerdem hat PROSTEP eine eigenständige Kollaborationsplattform namens OpenPDM CCenter entwickelt. Sie versetzt die Entwicklungspartner bei gemeinsamen Projekten in die Lage, Produkt- und Projektdaten gemeinsam zu nutzen und mit ihren jeweiligen Backend-Systemen zu synchronisieren.
OpenPDM ist ein wichtiger Technologie-Baustein zur Umsetzung der Smart Engineering-Vision von Schaeffler, deren Reichweite Dr. Fabrice Mogo Nem den Teilnehmern erläuterte. Der global tätige Automobilzulieferer reagiert damit auf die Herausforderungen bei der Entwicklung von individuellen Mobilitätslösungen, die maßgeblich durch Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung bestimmt werden. Smart Engineering unterstütze die Digitalisierungsstrategie des Unternehmens, sagte Mogo Nem; Ziel sei es, alle Informationen digital verfügbar zu machen, was ein modellbasiertes, interdisziplinäres Arbeiten erfordere. Auf Basis der PLM-Software von Aras hat Schaeffler den Prototyp eines Engineering-Cockpits entwickelt, in dem die Daten aus Mechanik-, Elektronik- und Software-Entwicklung bzw. den entsprechenden TDM/PDM-Systemen zusammenfließen. PROSTEP ist in dem Projekt der strategische Partner für die Integrationen. Prototypen seien wichtig um die Anwender zu überzeugen, betonte Mogo Nem.
Digitalisierung mit dem PDF Generator 3D
Um die Digitalisierung der Geschäftsprozesse bis in den Service- und Aftersales-Bereich optimal zu unterstützen, hat PROSTEP den PDF Generator 3D zu einer flexibel einsetzbaren Lösung für die Erzeugung von Montageanleitungen, Service Content und Ersatzteilkatalogen weiterentwickelt. Timo Trautmann erläuterte den Teilnehmern die wesentlichen Highlights der verschiedenen Software-Releases, die in den letzten Monaten auf den Markt gekommen sind. Dazu gehört z.B. die Möglichkeit des serverseitigen Renderings von 3D-Modellen einschließlich der PMI-Informationen, der 3MF-Export für die Ausleitung von 3D-Druckdaten und die Erstellung von VDA-konformen Technical Data Packages (TDP) zur Unterstützung zeichnungsloser Prozesse. Wesentliche Neuerung der aktuellen Release ist die Konvertierung von CAD-Modellen in das HTML5-Format, so dass sie mit einem einfachen Webbrowser visualisiert werden können, und die automatische Generierung von Stücklisten mit 2D-Ansichten. Dadurch lässt sich der PDF Generator 3D noch flexibler als Service Content Generator, z.B. für die Bereitstellung von Ersatzteil-Katalogen im Web, einsetzen.
Welche dramatischen Zeiteinsparungen durch die automatisierte Bereitstellung von CAD-Daten für nachgelagerte Prozesse möglich sind, erläuterte André Hieke von der Siemens Business Unit Large Drives, die große Elektromotoren und Umrichter in vielen Varianten herstellt. Die manuelle Aufbereitung vereinfachter 3D-Modelle und anderer Unterlagen für den Produktkonfigurator musste früher drei Monate vor Markteinführung in Auftrag gegeben werden. Mit dem PDF Generator 3D lassen sie sich in Minutenschnelle von den konfigurierten NX- bzw. JT-Modellen ableiten und sind dadurch immer auf dem aktuellen Stand. Die Lösung passe perfekt in die Systemlandschaft des Unternehmens und solle künftig auch für andere Prozesse wie die Kommunikation mit Lieferanten oder die zeichnungslose Bereitstellung von Fertigungsinformationen genutzt werden, sagte Hieke.
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