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Ersatzteilkataloge aus dem 3D PDF-Container

Von Frank Timmermann

PROSTEPs 3D PDF-Technologie unterstützt die Digitalisierung der unterschiedlichsten Geschäftsprozesse. Atotech Deutschland erzeugt mit Hilfe unserer 3D PDF-basierten Service Content Publishing-Lösung z.B. elektronische Ersatzteilkataloge für ihre galvanotechnischen Spezialanlagen. Dadurch hat sich der Zeitaufwand für die Dokumentationserstellung im Vergleich zum früher eingesetzten Katalogerstellungssystem drastisch reduziert.

Die Atotech Deutschland GmbH mit Hauptsitz in Berlin verdankt ihre technologische Spitzenstellung auf dem Gebiet der Oberflächenveredelung dem Umstand, dass sie nicht nur die Spezialchemie dafür herstellt, sondern auch die Anlagen für ihre Verarbeitung. Am Standort Feucht entwickelt und fertigt das Unternehmen mit ca. 600 Mitarbeitern Anlagen für die Leiterplatten-, Chipträger und Halbleiterindustrie sowie für die dekorative und funktionelle Oberflächenveredelung im Automobilbau. Atotech ging 1993 aus der Fusion der Elf Atotech Unternehmensgruppe mit M&T Harshaw und der Galvanosparte von Schering hervor und wurde Ende letzten Jahres vom französischen Ölkonzern Total an den amerikanischen Großinvestor Carlyle verkauft. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 4000 Mitarbeiter und erwirtschaftet rund eine Milliarde Umsatz.

„Die Besonderheit unserer Plater ist neben ihrer herausragenden Qualität ihre perfekte Abstimmung auf die eingesetzten Materialien“, betont Heinz-Joachim Unger, Manager Technical Documentation / Training in Feucht. „Dadurch sind unsere weltweit verteilten Tech-Zentren in der Lage, kundenspezifische Anforderungen auf ihren Testanlagen sofort umzusetzen und den Kunden zu demonstrieren, wie ihre Lösung funktionieren wird.“

Die meisten Kunden von Atotech stammen aus China, Japan, Korea und anderen asiatischen Ländern – ein relativ konservativer Markt, was die Entwicklung neuer Serviceangebote und Geschäftsmodelle erschwert. „Unsere Anlagen sind mit viel Sensorik ausgestattet. Wenn die Kunden uns den Zugang zu ihren Netzen erlauben würden, könnten wir sie von Ferne warten. Aber die meisten zahlen lieber dafür, dass unsere Servicetechniker vorbeikommen.“ Umso wichtiger ist eine korrekte Identifizierung der benötigten Ersatzteile.

Hoher Aufwand in der Dokumentation

Die Anlagen, die in Feucht und in einem Fertigungswerk in China montiert werden, setzten sich zwar aus ähnlichen Modulen zusammen, sind aber keine Standardprodukte. Entsprechend groß ist bei jedem Projekt der Engineering- und damit auch der Dokumentationsaufwand. Die Erstellung der elektronischen Ersatzteilkataloge war mit der vorher eingesetzten Software sehr zeitaufwendig, weil die CAD-Modelle aus Inventor praktisch von Hand in das Lattice 3D XVL-Format umgewandelt werden mussten. Außerdem hatte die Konvertierung der Originaldaten den Nachteil, dass schützenswertes Know-how preisgegeben wurde, weshalb sich die Konstruktion entschied, für die Dokumentationserstellung nur noch tesselierte JT-Modelle zu verwenden. Der Formatwechsel hätte mit der bestehenden Lösung jedoch sehr viel Geld gekostet, weshalb Unger sich auf die Suche nach einer Alternative machte.

Eine wesentliche Anforderung an die neue Lösung war eine größere Flexibilität hinsichtlich der Visualisierung unterschiedlicher Formate, ohne auf Empfängerseite dafür separate Viewer installieren zu müssen. Das führte in der Vergangenheit nämlich immer wieder zu Problemen, weil Kunden oder die eigenen Niederlassungen den mit der Dokumentation ausgelieferten Viewer aufgrund von IT-technischen Beschränkungen nicht so einfach installieren und nutzen konnten. „Mein Wunsch war deshalb eine Software zu haben, die Dokumente mit einem normalen Viewer wie dem Adobe Reader lesen kann, der auf jedem Rechner installiert ist“, sagt Unger. Das sei einer der maßgeblichen Gründe für die Entscheidung zugunsten der PROSTEP-Lösung gewesen.

Die Service Content Publishing-Lösung von PROSTEP bietet die Möglichkeit, Dokumente aller Art in 3D PDF-Container einzubinden. Ein großer Vorteil aus Sicht von Atotech, denn die Ersatzteilkataloge enthalten nicht nur die reinen Ersatzteil-Informationen, sondern die komplette Service-Dokumentation: Stücklisten, 3D-Modelle, 2D-Zeichnungen, Schaltpläne, Informationen zu den elektrischen Betriebsmitteln, die OEM-Dokumentation von Zukaufteilen, die Bedienungsanleitungen für die Anlage und den Katalog sowie intelligente Formulare, die es ermöglichen, direkt aus dem Katalog die Bestellung eines Ersatzteils in Auftrag zu geben.

Atotech setzt in der mechanischen Konstruktion Autodesk Inventor und in der Elektro-Konstruktion die E3.series-Software von Zuken ein. Die Handbücher werden mit dem Redaktionssystem docuglobe erstellt und bei der Einbettung in die Ersatzteilkataloge mit anderen Dokumenten verknüpft, so dass der Anwender komfortabel durch die Dokumentation navigieren kann. Außerdem nutzt Atotech das Translation Memory-System von across, um die Übersetzung der Dokumentation in die „Relais-Sprache“ Englisch und von dort in die jeweilige Landessprache zu steuern.

Die 3D PDF-Container erleichtern die Suche nach bestimmten Unterlagen über eine einheitliche Dokumentenstruktur. Außerdem kann der Anwender Ersatzteile entweder über die Materialnummer suchen, oder sich direkt im 3D-Modell der Hauptbaugruppe zu dem gewünschten Teil bewegen. Ein Handikap bei der 3D-Navigation ist allerdings die Größe mancher Anlagen: Zwischen 600 MB und 1,8 GB an Daten stecken in einem Katalog, was bei großen Anlagen zu Performance-Problemen führen kann, wie Unger sagt: „Wir arbeiten jetzt mit PROSTEP daran, die Anwendung zu optimieren. Vielleicht müssen wir die Kataloge auch noch etwas anders strukturieren.“

Integration in bestehende IT-Umgebung

PROSTEP unterstützte Atotech auch bei der Integration der 3D PDF-Lösung in die bestehende IT-Landschaft, insbesondere bei der Anbindung an das ERP-System SAP und das PDM-System PRO*FILE. Über die SAP-Schnittstelle können die Auftragsstücklisten an die PROSTEP-Lösung exportiert und die Bestellinformationen automatisch aus den interaktiven PDF-Formularen ausgelesen und an das Warenwirtschaftssystem übergeben werden. Anhand der Stückliste können sämtliche Dokumente in den Ordnern für die Katalogerstellung praktisch auf Knopfdruck miteinander verknüpft werden.

Die PDM-Schnittstelle dient zurzeit vor allem dazu, die fertigen Ersatzteilkataloge zusammen mit den Daten, die für ihre Herstellung herangezogen wurde, CE-konform abzulegen und zu verwalten. Theoretisch sind damit alle Atotech-Mitarbeiter weltweit in der Lage, online auf die Service-Dokumentation zuzugreifen und sie mit einem normalen Adobe Reader zu visualisieren, und das sogar von mobilen Endgeräten aus; vorausgesetzt sie haben die entsprechende Berechtigung. Allerdings wird das PDM-System noch nicht in allen Niederlassungen weltweit produktiv genutzt. Deshalb werden die Ersatzteilkataloge zurzeit noch auf CD gebrannt und auszugsweise ausgedruckt, um sie an die Niederlassungen und Endkunden zu verteilen, was mit einem gewissen logistischen Aufwand verbunden ist. Unger hofft auf einen Mindchange in der Organisation, der nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit wünschenswert wäre, sondern auch erhebliche Kosteneinsparungen sich bringen würde.

Abgesehen von den Kosteneinsparungen für Anschaffung und Unterhalt der Software im Vergleich zum alten System ist der größte Nutzeneffekt der PROSTEP-Lösung der enorme Zeitvorteil bei der Katalogerstellung. „Früher dauerte es fast eine Woche, die Daten zusammenzusuchen, aufzubereiten und die Ersatzteilkataloge zu erstellen“, sagt Unger. „Heute brauche ich dafür maximal vier Stunden.“ Außerdem können bis zu 50 Mitarbeiter die neue Anwendung gleichzeitig nutzen, während sie sich früher eine Einzelplatz-Lizenz teilen mussten. Die Dokumentationsabteilung hat zwar nur vier Mitarbeiter, aber Unger kann sich vorstellen, dass bestehende Kataloge bei Änderungen an den Anlagen künftig von den Kollegen vor Ort aktualisiert werden.

Noch Lücken in der Prozesskette

Zusätzliche Rationalisierungspotenziale verspricht Unger sich von einer durchgängigen Digitalisierung der Prozesskette zwischen Konstruktion und Dokumentation, die eine stärkere Automatisierung der Katalogerstellung ermöglichen würde. Derzeit werden die CAD-Daten aus Inventor noch nicht mit PRO*FILE verwaltet, so dass die Konstrukteure die JT-Modelle ihrer Module und Baugruppen von Hand aufbereiten und in den Dateiordner für die Ersatzteilkataloge ablegen müssen, damit sie von der PROSTEP-Lösung gefunden werden. Ein PDM-gestütztes Konstruktionsdatenmanagement böte die Möglichkeit, die JT-Modelle automatisch abzuleiten und in die Ersatzteilkataloge einzubinden. „Die Prozesse haben wir zusammen mit PROSTEP definiert, sie müssen nur implementiert werden, was maximal zwei Manntage Aufwand bedeutet“, sagt Unger, sich diesbezüglich etwas mehr Kommunikation zwischen den Abteilungen wünschen würde.

Die 3D PDF-Lösung von PROSTEP wird bei Atotech seit Mai dieses Jahres produktiv genutzt und trägt heute schon zu einer effizienteren Erstellung der Ersatzteilkataloge bei, wie Unger abschließend betont. „Jetzt geht es erst einmal darum, die Anwendung weiter zu verbessern, bevor wir daran gehen können, den Prozess der Dokumentationserstellung noch stärker zu automatisieren.“

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