Datenaustausch mit Integration in die PLM- und Office-Welt bei Witte
Von Udo Hering
Bedienkomfort und maximale Sicherheit beim Datenaustausch müssen sich nicht ausschließen. Das zeigt die Erfahrung von WITTE Automotive: Der global tätige Hersteller von Schließ- und Betätigungssystemen für die Automobilindustrie hat seine bestehende Datenaustauschlösung durch OpenDXM GlobalX abgelöst. Die neue Lösung lässt sich nicht nur in die PLM-, sondern auch in die Office-Welt gut integrieren.
Seit fast 125 Jahren stellt WITTE Automotive innovative Schließ- und Betätigungssysteme für Autotüren, Klappen, Interieur und Sitze her, die in allen bekannten Automarken zu finden sind. Außerdem entwickelt der Automobilzulieferer mit Sitz in Velbert in Nordrhein-Westfalen Toleranzausgleichssysteme und digitale Lösungen für Mobilität und Logistik, mit denen man z.B. Mietwagen per Handy-App aufschließen oder mit denen Logistikanbieter Pakete im Kofferraum der Empfänger*innen ablegen können. WITTE zählt heute zu den weltweit führenden Herstellern von mechatronischen Schließsystemen. Durch die Übernahme der VAST Automotive Group hat das Unternehmen seine Präsenz in China, Japan und Indien 2023 deutlich verstärkt. Im laufenden Geschäftsjahr wird es mit ca. 6.000 Mitarbeitenden erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erzielen.
Das erste Auto, das mit einem Türgriff von WITTE um die Welt fuhr, war der Vorläufer des VW-Käfers. Seitdem hat sich in der Schließ- und Verriegelungstechnik fürs Automobil Einiges getan: Aus simplen Türschlössern sind komplexe mechatronische Systeme geworden, die übers Mobiltelefon bedient werden können. „In unseren Produkten steckt immer mehr Elektronik“, sagt Nick Benedens, Teamleiter PLM und CAx bei WITTE. „Ihre Entwicklung wird auch deshalb komplexer, weil wir neben den Kundenanforderungen in puncto Design und Funktionalität zunehmend Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen müssen.“
Wie viele andere Automobilzulieferer entwickelt WITTE seine Produkte in der CAx-Umgebung des jeweiligen Kunden. Verwaltet wurden die Produktdaten bislang mit einem stark kundenspezifisch angepassten PDM-System. Es wird derzeit durch die PLM-Lösung Teamcenter von Siemens Digital Industries Software abgelöst, um den künftigen Anforderungen auf dem Gebiet der mechatronischen Produktentwicklung gerecht zu werden, wie Benedens sagt. Durch den Systemwechsel ergab sich die Notwendigkeit, auch die bestehende Datenaustauschlösung abzulösen, die der Hersteller des PDM-Systems für WITTE entwickelt hatte.
Einfach zu bedienen und gut integrierbar „Wir haben uns verschiedene Datenaustauschlösungen angeschaut und in OpenDXM GlobalX eine webbasierte Anwendung gefunden, die sehr intuitiv zu bedienen ist“, sagt Benedens. Neben der guten Usability sprach für die PROSTEP-Lösung, dass sie sich nicht nur in Teamcenter, sondern auch in den Windows Explorer integrieren lässt. „Dadurch können auch Mitarbeiter, die nicht mit dem PLM-System arbeiten, ihre Daten über OpenDXM GlobalX austauschen“, führt Benedens weiter aus. In der alten Lösung mussten sie ihre Daten temporär im PDM-System ablegen, um sie zum Download bereitstellen zu können.
Eine wichtige Rolle spielte bei der Systemauswahl das Thema Datensicherheit und die Tatsache, dass PROSTEP nach ISO 27001 bzw. TISAX zertifiziert ist. In der bestehenden Lösung mit ihrem selbst entwickelte Download-Server war es mit einem hohen Aufwand verbunden, den Sicherheitsanforderungen der Kunden Rechnung zu tragen. „Diese Arbeit nimmt uns jetzt PROSTEP ab, weil wir immer die aktuellen Sicherheit-Updates zugespielt bekommen“, sagt Benedens. Es sei von Vorteil, einen Partner zu haben, der breit aufgestellt ist und an den man bei Bedarf auch bestimmte Dienste outsourcen könne.
OpenDXM GlobalX bietet neben der Möglichkeit, die Daten verschlüsselt zum Download bereitzustellen, auch die Option, sie über eine sichere Datenleitung via OFTP2-Protokoll auszutauschen. Diese Option ist gerade bei OEMs und größeren Systemlieferanten in Europa sehr verbreitet. Aktuell sind etwa 100 der 500 Austauschpartner, die WITTE in OpenDXM GlobalX angelegt hat, über OFTP angebunden.
Die Profile der Austauschpartner hat PROSTEP aus der bestehenden Datenaustauschlösung migriert. Im Unterschied zu bisher sind in OpenDXM GlobalX nicht Kunden oder Zulieferer als Austauschpartner angelegt, sondern einzelne Personen in diesen Unternehmen. Das bedeute für die Anwender*innen eine gewisse Umstellung, sagt Benedens; allerdings seien sie flexibler, was die Zuweisung von Rechten angeht, und könnten Datensätze an mehrere Personen schicken.
Zentrale Installation am Hauptsitz in Velbert Installiert ist OpenDXM GlobalX am Standort Velbert, wo auch der zentrale Teamcenter-Datenserver steht. „Wir haben uns für eine On-Premises-Lösung entschieden, weil wir erst mal eigenes Know-how aufbauen wollen, aber das muss nicht auf Dauer so bleiben“, sagt Benedens. Der demografische Wandel und der zunehmende Fachkräftemangel erschweren das Akquirieren von neuem Personal. Um die vorhandenen Ressourcen effizienter zu nutzen, könnte es künftig von Vorteil sein, auf die SaaS-Lösung umzustellen oder bestimmte Services bei PROSTEP einzukaufen.
Die Standorte in Deutschland, Tschechien, Bulgarien und Schweden greifen ebenfalls auf die Installation in Velbert zu, um ihre Datenaustauschvorgänge zu starten. Weiter entfernte Standorte in Japan, Indien oder China können theoretisch über einen Remote FileVault an OpenDXM GlobalX angebunden werden, um die langen Transportwege zu verkürzen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. „Wir planen eine gemeinsame Lösung für China“, sagt Benedens, „aber welche Möglichkeiten wir nutzen werden, steht noch nicht fest.“
Die Implementierung der neuen Datenaustauschlösung war absolut unproblematisch – ein Vorzeigeprojekt, wie Benedens sagt: „Wir hatten auf Seiten von PROSTEP einen sehr kompetenten Techniker, der alle unsere Änderungswünsche schnell umgesetzt hat. Problematisch war allenfalls, dass die Teamcenter-Umstellung sehr viele Ressourcen bindet, so dass uns manchmal die Zeit zum Testen fehlte.“
Austausch von verschiedenen 3D-Formaten Weil die Teamcenter-Einführung noch nicht abgeschlossen ist, hat WITTE die Datenaustauschlösung bislang nur mit der Funktionalität in Teamcenter integriert, die die Schnittstelle im Standard bietet. Parallel hat man eine rudimentäre Integration in das alte PDM-System geschaffen, so dass die Anwender*innen grundsätzlich aus beiden Systemen Daten versenden bzw. zum Download bereitstellen können. Eine der weitergehenden Anforderungen von WITTE an die Datenaustauschlösung ist die Möglichkeit, mit einem Job gleichzeitig 2D- und 3D-Daten oder 3D-Daten in unterschiedlichen Datenformaten austauschen zu können. Das ist grundsätzlich möglich, erfordert jedoch ein gewisses Customizing.
In der bestehenden Datenaustauschlösung hatte WITTE viele Prozesse automatisiert, die in OpenDXM GlobalX jetzt durch Standardfunktionen ersetzt werden sollen. Die PROSTEP-Lösung bietet mit ihren Robots und Gateways die Möglichkeit, die Transferprozesse weitgehend zu automatisieren.
Manche Funktionen wie die Erstellung der Lieferscheine werden nicht mehr benötigt, weil OpenDXM GlobalX eine dezidierte Historie der Austauschvorgänge anlegt, die den Anwender*innen in Form von automatisch generierten Reports zur Verfügung gestellt werden kann.
Eine der Stärke von OpenDXM GlobalX ist die Möglichkeit, im Rahmen des Datenaustauschs bestimmte Konvertierungen anzustoßen. Mit Blick auf die OEMs ist das für WITTE nicht so wichtig, weil diese die Daten meist in den nativen Formaten erhalten, wohl aber in Richtung der eigenen Supply-Chain. Hier muss das Unternehmen ein breites Spektrum an 2D- und 3D-Formaten unterstützen, um Lieferanten aller Ebenen einbeziehen zu können. Die Entscheidung, wer welche Daten in welchen Formaten erhält, kann in den Anwenderprofilen hinterlegt werden, aber WITTE überlässt diese Entscheidung im Moment den Konstrukteur*innen, die am besten wissen, welche Formate ihre Partner verarbeiten können.
Größter Nutzeneffekt ist die höhere Flexibilität Aktuell wird die Datenaustauschlösung von 200 bis 250 Anwender*innen genutzt. Es handelt sich im Wesentlichen um Leute aus der Konstruktion, die ihre CAD-Daten direkt aus ihrer Teamcenter-Umgebung versenden oder bereitstellen. Benedens geht davon aus, dass die Nutzerzahl mit der Integration der Lösung in die Office-Welt deutlich zunehmen wird.
Größter Nutzeneffekt der neuen Datenaustauschlösung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die höhere Flexibilität, was die Wahl der Austauschpfade anbelangt, wie Benedens betont. Außerdem sei es wesentlich einfacher, out-of-the-box verschiedene Konverter anzubinden oder über Python bestimmte Prozesse zu integrieren. „Ein Riesennutzen ist auch die intuitive Bedienung. Dadurch muss die Software nicht lange geschult werden.“
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