Datenselektion und -bereinigung
Bedingt durch den gleichzeitigen Umstieg auf SAP S/4HANA startete die PLM-Migration in Augsburg später als geplant, aber mit deutlich besserer Qualität der Ausgangsdaten. Das Projektteam nutzte die Verzögerung, um auf Basis von OpenPDM einen sauber strukturierten und dokumentierten Prozess für die Datenbereinigung zu implementieren. Klare Vorgabe war es, von den 3,3 Millionen Datensätzen in der alten SAP-Lösung nur die Materialien in die neue Umgebung zu übernehmen, die für künftige Projekte relevant sind. Deshalb mussten zunächst einmal die migrationswürdigen Daten identifiziert werden.
Anhand von über einem Dutzend Kriterien und unter Berücksichtigung verschiedener Attribute berechnete PROSTEP aus den 3,3 Millionen Datensätzen in SAP und Agile die so genannte Total Article List (TAL): Eine Liste aller Artikel, die in den letzten Jahren bestellt beziehungsweise in Anlagen verbaut wurden, im Service verwendet werden oder noch auf Lager sind. Sie umfasste „nur“ noch 1,2 Millionen Artikel. Entscheidend sei die Fähigkeit von PROSTEP gewesen, die Strukturen aufzulösen und auch die Komponenten zu einem Artikel zu identifizieren, sagt Binswanger.
Die TAL steuerte nicht nur die Big-Bang-Migration der SAP-Daten, sondern diente auch als Master für die selektive Bereinigung und Migration der PLM-Daten. Insbesondere die Wiederholteile (Norm-, Kaufteile, Halbzeuge und andere) mussten vor dem Import in Teamcenter angereichert und klassifiziert werden, wofür KUKA unter anderem die Software classmate von sinus systems nutzte. OpenPDM steuerte den ganzen Bereinigungsprozess von der Extraktion der Daten über die manuelle oder automatische Bereinigung bis zur Validierung der Ergebnisse und erstellte auch entsprechende Quality Reports. Insgesamt durchliefen etwa 80 000 Artikel das eine oder andere Programm der „Daten-Waschmaschine“. Nur die Daten, die am Ende alle Qualitätskriterien erfüllten, wurden automatisch in Teamcenter importiert.
SAP S/4HANA, eine neue Agile-Version und Teamcenter gingen in Augsburg am selben Tag in den produktiven Betrieb. Ein wichtiger Meilenstein für KUKA. Dabei hatte PROSTEP, ihrer OpenPDM Softwareplattform und mit ihrem Know-how eine maßgebliche Schlüsselfunktion, so Binswanger. KUKA nutzte das Migrationsprojekt mit Erfolg, um seinen Datenbestand von unnötigem Ballast zu befreien.
Die Teamcenter-Anwendung wurde nach dem Go-Live kontinuierlich weiterentwickelt, was immer wieder Anpassungen an OpenPDM erforderte, die PROSTEP in agilen Sprints umsetzte. Eine große Herausforderung stellte die Migration der Dokumente aus den laufenden Agile-Projekten dar, weil die Datenmodelle der beiden Systeme sehr unterschiedlich sind. Vorläufig letzte Hürde war der Umstieg auf die neue Teamcenter-Version 12, die einen Versionswechsel der Integrationsplattform erforderte. Mit der Unterstützung von PROSTEP hat das Unternehmen auch diese Hürde ohne Probleme genommen.