3D PDF-Generierung aus der Cloud
Da der Konfigurator im Internet läuft, entschied sich Siemens LDA, auch die Services für die CAD-Generierung und -Konvertierung aus der Cloud bereitzustellen. Sowohl Rulestream, als auch NX sind auf drei Applikation-Servern installiert, die bei Amazon Web Services (AWS) gehostet werden. Load Balancer sorgen für eine gleichmäßige Lastverteilung bei der Generierung der CAD-Baugruppen und der Bereitstellung der verschiedenen Neutralformate. Siemens LDA bietet seinen Kunden verschiedene Optionen, die aber alle nach dem gleichen Prozess erzeugt werden. Die 3D PDF-Konvertierung läuft dabei auf einem separaten Server, der von den drei Applikation-Servern angesprochen wird. Die Cloud-Infrastruktur ist bis zu vier Kernen beliebig skalierbar und komplett virtualisiert.
Sehr viel Aufwand haben die Mitarbeiter in der Entwicklung in die Vereinfachung der Produktmodelle gesteckt, z. B. indem assoziative Beziehungen automatisch entfernt werden. Dieser Prozess findet bei der Ausleitung aus Teamcenter statt, d. h. bevor die Daten an die Cloud-Server übertragen werden. Außerdem wurden die Prozesse in Rulestream und NX auf den Cloud-Servern, die für den Zusammenbau der konfigurierten Produktmodelle und die Ableitung der JT-Daten sorgen, vollständig automatisiert. NX läuft dabei sozusagen „kopflos“ im Kommandozeilen-Modus.
Die vereinfachte Geometrie wird nicht nachträglich als separates Modell erzeugt, wie Pathmanathan erläutert: „Wir arbeiten mit einem Mastermodell und definieren im laufenden Prozess, welcher Stand dem Kunden gezeigt werden darf und welcher Detaillierungsgrad z. B. für die Fertigung benötigt wird.“ Die vereinfachten Modelle werden in einem separaten Referenzset abgelegt, der dann exportiert werden kann. Das habe den großen Charme, dass sie konstruktionsbegleitend entstehen und Änderungen sofort wieder in den DTK einfließen, der im Unterschied zu früher immer dem Auslieferungsstand entspricht, ergänzt Götz. Die in der Cloud liegenden NX-Daten werden einmal im Monat aktualisiert.
Zeiteinsparungen von 30 Prozent
In Zusammenarbeit mit den Produktentwicklern bildete das Projektteam zunächst eine neue Motorengruppe im Konfigurator ab, die im Herbst letzten Jahres auf den Markt kam. Nach den positiven Erfahrungen wird die Lösung inzwischen für alle Neuentwicklungen eingesetzt. Auch bestehende Baureihen, die noch eine längere Lebenserwartung haben, sollen sukzessive nachgezogen werden. „Im Zielzustand soll jedes Produkt, das signifikanten Umsatz bringt, in der neuen Infrastruktur laufen“, sagt Götz.
Der neue Prozess bedeutet Zeiteinsparungen von 30 Prozent, dadurch dass die Produkte nicht mehr nachmodelliert werden müssen, und eine wesentliche Entlastung der Konstrukteure von unproduktiven Nebentätigkeiten. Aber nicht nur das: Sie nutzen den Konfigurator heute selbst, um ausgehend von einer Standard-Konfiguration die kundenspezifischen Anpassungen vorzunehmen, ihre Sonderkonstruktionen auf Baubarkeit zu prüfen und den Kunden in vereinfachter Darstellung zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck hat Siemens LDA den Konfigurator dahingehend erweitert, dass bestimmte Anwendergruppen komplette Produkte einschließlich des Innenlebens konfigurieren und in 3D PDFs konvertieren können.
„Eine Stärke des PDF Generators 3D ist seine enorme Flexibilität, was die Unterstützung unterschiedlicher Anwendungsfälle anbelangt“, sagt Hieke. Die PROSTEP-Software ist z. B. in der Lage, CAD-Daten nicht nur in 3D PDFs, sondern auch in HTML5 zu konvertieren, so dass sie direkt im Webbrowser visualisiert werden können. Siemens LDA will diese Funktionalität nutzen, um den Benutzern des DTK eine Voransicht mit den PMI-Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie müssten dann nicht mehr sofort ein 3D PDF generieren, um die Maße kontrollieren zu können. „HTML5 hat außerdem den Vorteil, dass man die 3D-Modelle einfach auf mobilen Endgeräten anzeigen könnte, um z. B. die Montage zu unterstützen“, ergänzt Götz. Die Werker in der Motorenfertigung nutzen beispielsweise heute schon Tablett-PCs, um auf das MES-System zuzugreifen.