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Integration ist für PROSTEP der Schlüssel zur Digitalisierung

Ein Interview mit Karsten Theis

Mit der Ernennung von Dr. Karsten Theis zum neuen Vorstandsmitglied hat PROSTEP pünktlich zum 25. Firmenjubiläum den Generationswechsel in der Führung eingeleitet. Im Interview mit dem PROSTEP-Newsletter erläutert Theis, wie sich das PLM-Beratungs- und -Softwarehaus aufstellen wird, um für die Herausforderungen der digitalen Zukunft gewappnet zu sein. „We Integrate the Future“ bleibt dabei die DNA des Unternehmens.

Frage: PROSTEP versteht sich als 100prozentiger PLM-Spezialist. Sind Sie damit für die Zukunft richtig aufgestellt?

Theis: Wir verstehen unter 100% PLM die Digitalisierung des gesamten Produktlebenszyklus von der Entwicklung über Fertigung und Betrieb bis in den Service. Diese Vision ist genau das, was der Markt verlangt, und was wir und nur wir in dieser Form leisten können. Unser Kernthema ist die Integration von komplexen Prozessen und Systemen – auch firmenübergreifend. Der Markt dafür wächst stark, weil das Integrationsthema weiter an Bedeutung zunimmt. Durch Digitalisierung, Industrie 4.0 und IoT kommen neue Player ins Spiel, deren Systeme in die bestehenden Prozesse und IT-Landschaften integriert werden müssen. Deshalb sehe ich uns für die Zukunft sehr gut positioniert.

Frage: Wird das am Markt auch so gesehen?

Theis: PROSTEP ist einer der wenigen herstellerneutralen Anbieter mit PLM-Kompetenz. Das ist ein ganz wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Wir werden am Markt als DER Think Tank zum Thema PLM wahrgenommen, was sicher auch mit unserer engen Verbindung zum prostep ivip Verein zusammenhängt. Vor allem in der Automobilindustrie aber auch im Schiffbau genießen wir ein sehr gutes Image als neutraler PLM-Berater. Wir haben aber auch im Maschinen- und Anlagenbau inzwischen eine ganze Reihe größerer Kunden, die dafür sorgen, dass unsere Bekanntheit im Markt steigt.

Frage: Welche neuen Zielmärkte werden Sie in Zukunft adressieren?

Theis: Unser Zielmarkt ist und bleibt die diskrete Fertigungsindustrie, das heißt Automobilhersteller, Maschinen- und Anlagenbau, Schiffbauer, aber auch Hersteller von mechatronischen und elektronischen Geräten. Kunden haben wir außerdem in der Aerospace-Industrie, aber da gibt es noch Luft nach oben. Unsere Stärke ist die gesunde Mischung aus dem Projektgeschäft bei Automobil OEMs und dem Flächengeschäft mit mittelständischen Kunden.

Frage: PROSTEP muss zunehmend neue Themen wie Model Based Systems Engineering, die Integration von Elektrik/Elektronik- und Software-Entwicklung etc. adressieren. Wie schaffen Sie das mit der bestehenden Mannschaft von ca. 250 Mitarbeitern?

Theis: Eine schwierige Gratwanderung. Einerseits müssen wir neue Themen aufgreifen, um Potentiale frühzeitig zu erkennen. Andererseits haben wir manchmal schon fast zu viele Themen im Portfolio. Aber für die genannten Themen haben wir die passenden Antworten parat. Durch unsere Übernahme  der Bartscher & Hasenäcker Consulting GmbH, die auf PLM für E/E- und Software-Entwicklung spezialisiert ist, haben wir uns wertvolles Fach-Know-how ins Haus geholt. Unser internes Know-how zum Thema MBSE wollen wir im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte vertiefen und mit dem Know-how von Bartscher & Hasenäcker Consulting kombinieren. Wo wir sicher noch nachlegen müssen ist bei der Entwicklung von OpenPDM-Konnektoren für E/E- und ALM-Systeme.

Frage: Ist auch Cloud PLM ein Thema mit Zukunft?

Theis: Wir erleben gerade, dass alle PLM-Anbieter auf eine Cloud-Strategie einschwenken. Ob sich das flächendeckend durchsetzen wird und wann, ist momentan noch schwer zu beurteilen. Ich denke aber, dass gerade kleinere Unternehmen und wahrscheinlich auch viele Mittelständler ohne große PLM-Mannschaft verstärkt auf Cloud-Angebote setzen werden, weil Betrieb und Pflege von PLM-Lösungen immer komplexer werden. Allerdings ist die Integration von Cloud-basierten Systemen sehr schwierig, weil sie aus Sicherheitsgründen extrem abgeschottet werden. Die Cloud-Anbieter müssen saubere Schnittstellen für die Integration in komplexe Cloud-Szenarien zur Verfügung stellen, was heute noch nicht der Fall ist. Ich gehe aber davon aus, dass sich das entwickeln wird.

Frage: Was bedeutet das für die PROSTEP-Produkte?

Theis: Wir müssen auf der Produktseite nachziehen, was wir z.T. auch schon gemacht haben. Mit OpenPDM 9.0 stellen wir unsere Architektur auf Microservices und ein verteiltes Deployment um, so dass wir Integrationslösungen auch für Cloud-Szenarien anbieten können. Gleichzeitig wollen wir unser Produktangebot um SaaS-Modelle ergänzen, was auch den internationalen Vertrieb vereinfachen würde. Für unsere Datenaustauschlösung OpenDXM GlobalX gibt es das schon. Außerdem entwickeln wir neue Produktideen für die Sicherstellung der Traceability bei der interdisziplinären Mechanik-, E/E- und Software-Entwicklung, bei denen es nicht mehr um den Austausch, sondern um die system- und gegebenenfalls sogar unternehmensübergreifende Verlinkung von Daten geht.

Frage: Wo will PROSTEP in fünf Jahren stehen?

Theis: Meine Wunschvorstellung wäre, dass wir als Strategieberater im PLM-Bereich zu einer Marke werden, so wie es McKinsey z.B. bei der Geschäftsmodellberatung ist. Da bleibt aber sicher Deutschland unser vorrangiger Zielmarkt. Im Produktgeschäft setze ich den Fokus dagegen ganz klar auf Internationalisierung und Partnerschaften. Wir wollen rund um den Produktvertrieb ein Netzwerk von Partnern mit Branchenkenntnis aufbauen, um z. B. internationale Automobil-OEMs oder andere Großkonzerne erschließen zu können.

Frage: Benötigen Sie nicht auch Mitarbeiter mit ganz neuen Kompetenzen?

Theis: Sicher müssen wir eine noch konsequentere Personalentwicklung betreiben. Recruiting ist schwierig, obwohl PROSTEP ein sehr interessantes Unternehmen ist und gerade jungen Mitarbeitern gute Entwicklungschancen bietet. Wo sonst können sie Projekte für die großen Player im Markt realisieren - Unternehmen wie BMW, Daimler, Schaeffler, Kärcher oder die Meyer Werft, um nur ein paar zu nennen. Es gibt nur wenige Mitbewerber, bei denen sie in kurzer Zeit so viel Know-how aufbauen können.

Herr Theis, ich danke für das Gespräch (Das Interview führte Michael Wendenburg)

 



Zur Person

Dr. Karsten Theis (Jahrgang 1969) gehört seit Ende 2018 dem Vorstand der PROSTEP AG an und ist für die Produkte, das Marketing, den Vertrieb und das US-Geschäft zuständig. Vor seiner Ernennung verantwortete er als Mitglied der Geschäftsleitung den Vertrieb. Bei PROSTEP arbeitet Theis seit 2002. Als Leiter der die Business Unit PLM Strategies & Processes leistete er einen maßgeblichen Beitrag zum Ausbau der PLM-Strategieberatung, die heute ein Kernbestandteil des Leistungsangebots von PROSTEP ist. Theis studierte Elektrotechnik an der Universität Dortmund und promovierte dort in der Automatisierungstechnik & Robotik. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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