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Ad hoc und sicher Daten per E-Mail austauschen

ein Interview mit Rolf-Günter Arnz

Spontan und sicher Daten austauschen ist eigentlich ein Widerspruch. Automobilzulieferer Edscha schafft diesen Spagat dank der Integration der Datenaustausch-Lösung OpenDXM GlobalX in die Outlook-Umgebung. So können nicht nur CAD-Daten, sondern auch andere sensible Dokumente konform mit den Sicherheitsanforderungen per E-Mail ausgetauscht werden.

Im Unterschied zu anderen großen Automobilzulieferern ist der Namen Edscha vielen Autofahrern nicht geläufig, obwohl in ihrem Fahrzeug mit Sicherheit mehrere Produkte von Edscha stecken. Zum Beispiel Türscharniere und -feststeller, die Fußfeststellbremse oder die angetriebene Heckklappe, die sich per Knopfdruck öffnen und schließen lässt. Das traditionsreiche Unternehmen, das seit 2010 zum spanischen Gestamp-Konzern gehört, hat sich in seiner 140-jährigen Geschichte zu einem unverzichtbaren Partner der Automobilindustrie entwickelt: "Es gibt kaum einen OEM, den wir nicht beliefern oder nicht schon mal beliefert haben", sagt Rolf-Günter Arnz, CAE-Projektleiter und IT-Sicherheitsbeauftragter bei Edscha.

Die Edscha Holding GmbH hat ihren Hauptsitz in Remscheid und beschäftigt an 21 Standorten in 14 Ländern ca. 5.200 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 836 Millionen Euro erwirtschafteten. Entwickelt werden die Produkte an acht Standorten, häufig in standortübergreifenden Entwicklungsprojekten, sodass gerade in der frühen Projektphase, in der die CAD-Daten noch nicht im PLM-System eingecheckt sind, auch untereinander Daten ausgetauscht werden müssen. Edscha setzt als unternehmensweites Daten-Backbone SAP PLM ein.

Um den Zeit- und Kostenaufwand für die Entwicklung und Fertigung kundenspezifischer Ausprägungen zu reduzieren, versucht das Unternehmen seit einigen Jahren, seine Produkte und Komponenten stärker zu standardisieren. Die Produktmodelle müssen jedoch im CAD-Format des jeweiligen Auftraggebers abgeliefert werden, was die Standardisierung erschwert. Wie viele andere Automobilzulieferer hat Edscha eine heterogene CAD-Landschaft: Die Konstrukteure arbeiten mit den Programmen CATIA V5 und NX, die über CATIA Direct Interface (CDI) bzw. SAP Engineering Control Center (ECTR) an das PLM-System angebunden sind.

Viele Partner ohne DFÜ-Anbindung

Für den Austausch von CAD-Daten mit OEMs und Zulieferern, die zum Beispiel Guss-, Schmiede- oder Blechteile von Scharnieren und die dafür erforderlichen Werkzeuge herstellen, nutzt Edscha seit vielen Jahren die Datenaustausch-Lösung OpenDXM von PROSTEP. Das Problem war nur, dass viele der kleineren Partner keine DFÜ-Lösung einsetzen, die den CAD-Datenaustausch über OFTP und ENGDAT unterstützt. Mit diesen Partnern war ein protokollierter, gesicherter und verschlüsselter Datenaustausch nicht möglich. Auch die unternehmensinterne Datenbereitstellung über FTP-Server entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen in puncto Datensicherheit. "Ein weiterer Treiber für die Suche nach einer flexibleren Lösung war, dass Abteilungen außerhalb des Engineerings ab und zu Dateien austauschen müssen, die größer sind, als es unser Limit für E-Mail-Anhänge erlaubt und sie sich daher mit Cloud-Diensten von Drittanbietern behalfen", sagt Arnz.

Mit dem Ziel, den unkontrollierten und unreglementierten Datenaustausch einzudämmen, entschied sich Edscha für die Ablösung der bestehenden Datenaustausch-Lösung durch OpenDXM GlobalX. PROSTEPs webbasierte Datenaustausch-Plattform unterstützt sowohl den klassischen OFTP-basierten Datenaustausch als auch die verschlüsselte Bereitstellung der Daten über das Internet. Dadurch konnte Edscha einerseits den neuen Anforderungen Rechnung tragen und andererseits die bestehenden Datenaustauschprozesse mit ENGDAT-Paketierung und OFTP-Protokollierung für Empfänger, die keine Portalbelieferung erwarten, in die neue Umgebung übernehmen.

Technisch gesehen war der Umstieg auf die neue Lösung nicht weiter schwierig. Den größten Aufwand machte die Bereinigung der Datenbank mit den bestehenden Austauschpartnern, in der über 3.000 Profile gespeichert waren, von denen viele gar nicht mehr aktuell waren. Im Zuge der Bereinigung wurde die Partnerzahl auf 700 reduziert und außerdem granularer strukturiert, um den unterschiedlichen Austauschprozessen Rechnung zu tragen. Die Systemadministratoren legten für die internen und externen Austauschbeziehungen mit und ohne Nachverarbeitung insgesamt acht unterschiedliche Vorlagen an, was die Anlage neuer Partner stark vereinfacht. Die Vorlagen sind zugleich die Voraussetzung für den Ad-hoc-Datenaustausch mit der Outlook-Integration von OpenDXM GlobalX.

Definition von Ad-hoc-Beziehungen

Die Outlook-Integration bietet die Möglichkeit, Partnern ohne vorherige Anlage der Adressinformationen Daten gesichert per E-Mail zu schicken und verschlüsselte Daten von ihnen zu empfangen. Genau genommen werden die Daten nicht per E-Mail-Anhang verschickt, sondern über gesicherte Datenleitungen mit einer sicheren Verschlüsselung auf dem OpenDXM GlobalX-Server in der demilitarisierten Zone (DMZ) zum Download bereitgestellt. Der Austauschpartner erhält nur eine E.Mail mit der Nachricht, dass für ihn Daten bereitstehen und dass er sich mit seinem Passwort auf dem Server anmelden und die Daten herunterladen kann. Beim erstmaligen Kontakt wird zunächst eine Hinweis-E-Mail über die erfolgte Kontoeinrichtung versendet, gefolgt von einer zweiten E-Mail mit einem Link zur individuellen Passwortvergabe. Das entsprechende Partnerprofil legt die Software im Hintergrund an.

Die Profile der Ad-hoc-Partner sind bei Edscha derzeit 14 Tage lang gültig und können auch für den gesicherten Upload von Partnerdaten genutzt werden. Das ist wichtig, weil die Daten während der Abstimmungsphase zwischen Edscha und Lieferanten oft mehrmals hin- und hergeschickt werden. Nach 14 Tagen werden die Ad-hoc-Profile automatisch deaktiviert, aber nicht gelöscht, was den Vorteil hat, dass sie schnell wieder reaktiviert werden können, wenn aus einem Zulieferer ein dauerhafter Partner wird.

Ein großer Vorteil der Outlook-Integration ist, dass auch große Dateien aus dem E-Mail-Programm verschickt – oder besser, bereitgestellt – werden können. Die Software bietet die Möglichkeit, zu spezifizieren, welche Dateigrößen und Formate automatisch über die Datenaustausch-Plattform geleitet werden müssen, sodass die Regeln für den sicheren Datenaustausch eingehalten werden, auch wenn der Anwender sie nicht kennt. Die Mitarbeiter bei Edscha sind gezielt für das Thema Datensicherheit sensibilisiert worden, wie Arnz sagt, und machen ihn als IT-Sicherheitsbeauftragten heute von sich aus darauf aufmerksam, wenn Lieferanten ihnen Daten per normaler E-Mail schicken.

Konform mit den Sicherheitsregeln

Nicht zuletzt dank der Möglichkeit, ad hoc Daten auszutauschen, ist die Akzeptanz für OpenDXM GlobalX sowohl bei den eigenen Mitarbeitern als auch bei den Partnern sehr gut. Das lässt sich unter anderem daran ablesen, dass die Zahl der in der Datenbank erfassten Austauschpartner inzwischen auf fast 1.000 angestiegen ist. Arnz schätzt, dass ca. 20% von ihnen eigene Mitarbeiter aus Bereichen außerhalb des Engineerings sind. In puncto Volumina dominiert natürlich der CAD-Datenaustausch, obwohl die CAD-Modelle der Edscha-Produkte nicht sehr groß sind und auch die OEM heute nicht mehr so große Bauräume schicken wie noch vor ein paar Jahren.

OpenDXM GlobalX ist bei Edscha als eigenständige Lösung ohne PLM-Integration installiert - eine bewusste Entscheidung, um zu vermeiden, dass jeder Projektmitarbeiter Daten direkt aus SAP PLM versendet. Die Ingenieure können ihre zu versendenden Baugruppen über die Startoberfläche von SAP komfortabel zusammensuchen und für den Datenaustausch per Outlook oder die Weboberfläche von OpenDXM GlobalX vorbereiten. Eingehende Daten werden in einem Gruppen-Webspace gespeichert, damit auch Kollegen darauf zugreifen können, falls der direkt adressierte Empfänger mal erkrankt oder aus anderen Gründen abwesend ist. Alle Datenaustauschvorgänge werden penibel protokolliert, was sehr wichtig ist: "Es kommt regelmäßig vor, dass zurückliegende Datenaustauschvorgänge nachgewiesen werden müssen", sagt Arnz.

Der größte Nutzen der Datenaustausch-Lösung ist, dass Edscha die Kundenanforderungen in puncto Datensicherheit jetzt einfacher erfüllen kann, weil nun auch die Partner angebunden sind, die keine ENGDAT- und OFTP-Anbindung haben. "Die Datensicherheit hat sich wesentlich verbessert", sagt der IT-Sicherheitsbeauftragte abschließend. 

(Das Interview führte Michael Wendenburg)

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