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Künstliche Intelligenz erleichtert Interaktion mit dem Digitalen Produktpass

Von Rainer Zeifang

Die EU fordert für eine Vielzahl von Produkten künftig einen Digitalen Produktpass (DPP), der beschreibt, welche Komponenten, Materialien und Inhaltsstoffe enthalten sind und wie sie repariert, wiederverwendet und entsorgt werden. PROSTEP unterstützt Unternehmen nicht nur bei der Generation des DPP, sondern hat im Rahmen des Decide4ECO-Projekts einen KI-basierten Chatbot entwickelt, der die Informationen schneller verfügbar macht.

Viele Unternehmen stehen künftig vor der Herausforderung, aus ihren vielfältigen Datenquellen einen transparenten und stets aktuellen Digitalen Produktpass zu generieren. Die Öko-Design-Verordnung der EU verpflichtet sie nämlich, für bestimmte Produktgruppen ab 2027 neben Bedienungsanleitung, Produktidentifikation und Herkunftsnachweis auch Informationen über Materialien und Inhaltsstoffe, ihren CO2-Fußabdruck und die genutzten Ressourcen sowie ihre Recyclingfähigkeit zu erfassen, zu verwalten und gegebenenfalls mit Partnern zu teilen. Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität dieser Informationen fortwährend sicherzustellen und nachzuweisen, ist eine Herausforderung, die sich manuell und papierbasiert nicht mehr bewältigen lässt.

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Verbundprojekts Decide4ECO hat PROSTEP gemeinsam mit Konsortialpartnern drei wesentliche Anforderungen mit Blick auf Nachhaltigkeit und DPP untersucht und Lösungsansätze entwickelt, die in einen Demonstrator eingeflossen sind:

  • Wie lässt sich der DPP, der aus Bestandteilen des digitalen Zwillings besteht, nachvollziehbar und automatisiert erstellen?
  • Wie lassen sich die Informationen so bereitstellen, dass alle Partner in der Wertschöpfungskette Zugriff haben?
  • Wie können unterschiedliche Anwendergruppen mit dem DPP interagieren, ohne komplexe Abfragelogiken beherrschen zu müssen?

Der DPP soll nämlich nicht nur ein Werkzeug für die regulatorischen Behörden sein, die damit den Markt überwachen. Er soll z.B. auch von Herstellern für das Nachhaltigkeits-Reporting, von Händlern für Marketingzwecke, von Werkstätten für Reparaturen oder für das Recycling und so für Konsument*innen bei Kaufentscheidungen nutzbar sein. Deshalb muss er möglichst einfach und flexibel zugänglich sein und unterschiedliche Sichten auf den digitalen Zwilling unterstützen.

Die Informationen für den DPP sind erfahrungsgemäß in unterschiedlichen IT-Systemen gespeichert. Sie von Hand zusammenzutragen und auf dem aktuellen Stand zu halten, wäre viel zu aufwendig. Deshalb nutzen wir für die automatisierte Generierung des DPP unsere Digital Thread-Plattform mit den bewährten Lösungen OpenCLM für die domänenübergreifende Daten-Verlinkung und OpenPDM für die PLM-Integration; letztere stellt über standardisierte Konnektoren den Zugriff auf die Informationen in gängigen PLM-, ALM- und ERP-Systemen oder anderen Unternehmensanwendungen sicher.

Verwaltungsschale als gemeinsamer Nenner

Technische Grundlage für Aufbau des DPP und den Austausch der relevanten Informationen ist die so genannte Verwaltungsschale (Asset Administration Shell oder kurz AAS), die sich in verschiedene AAS-Submodelle unterteilt. In diesen Submodellen werden die einzelnen Komponenten des DPP wie Produktidentifikation, Materialien und Inhaltsstoffe oder Recycling-Informationen in einer standardisierten und maschinenlesbaren Form beschrieben, um sie einfach austauschen zu können. An der Entwicklung, Fertigung und dem Betrieb komplexer, softwareintensiver Produkte sind üblicherweise mehrere Unternehmen beteiligt, die alle Informationen zum DPP beisteuern müssen.

Die AAS beschreibt den digitalen Zwilling bzw. den DPP in einer standardisierten Form, die es allen Partnern in der Wertschöpfungskette ermöglicht, die Informationen zu nutzen und um ihre Daten zu ergänzen. Über unseren neuen EDC Connector können sie in vertrauenswürdigen Datenökosystemen wie Catena-X oder Manufacturing-X Gaia-X-konform zur Verfügung gestellt werden. Ein neutrales Trust Center bürgt dabei für die Einhaltung der vereinbarten Spielregeln für die gemeinsame Datennutzung.

Intuitive Interaktion mit dem DPP dank KI

Bleibt die Herausforderung, die „Nadel“ im „Heuhaufen“ an hierarchisch strukturierten Informationen zu finden, ohne ausgewiesener IT-Experte oder -Expertin sein zu müssen. Die für die jeweilige Anwendergruppe relevanten Produktinformationen verteilen sich nämlich über verschiedene AAS-Submodelle. Normalerweise müssten die Anwender*innen die Syntax des Informationsmodells kennen oder eine komplexe Query-Language beherrschen, um auf die Informationen zugreifen zu können. Deshalb haben wir einen Chatbot in die Lösung eingebunden, der es erlaubt, mit natürlicher Sprache nach DDP-Informationen zu suchen, sie zusammenzufassen und zu vergleichen. Der Chatbot nutzt Verfahren der generativen KI, wie wir sie von ChatGPT kennen, um auf die Informationen zuzugreifen.

Die Einbindung des Chatbots in die Lösung hat den Vorteil, dass die Informationen für alle Anwendergruppen sehr einfach zugänglich sind. Sie können z.B. die Frage stellen, wie hoch der CO2-Fußabdruck eines Produktes einschließlich des Transports ist, vorausgesetzt, die Lieferadresse ist bekannt, und sie können auch abfragen, nach welcher Methode der Carbon Footprint berechnet wurde. Endanwender*innen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, haben so die Möglichkeit, vor einer Kaufentscheidung den CO2-Fußabdruck verschiedener Produkte zu vergleichen.

Live-Demo auf der Hannover Messe Industrie

Auf der diesjährigen Hannover Messe Industrie vom 31.03. – 04.04.2025 wird PROSTEP erstmals demonstrieren, wie intuitiv unterschiedliche Anwendergruppen mit dem Digitalen Produktpass umgehen können. Falls Sie Interesse haben, treffen Sie uns auf Stand D26 der Initiative Industrie 4.0 in Halle 8.

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