PROSTEP richtet den Blick in die Zukunft
Von Joachim Christ
Die PROSTEP AG feierte im Januar mit rund 300 Mitarbeiter, Ehemalige und Freunde des Unternehmens in der Centralstation in Darmstadt ihren 25. Geburtstag. Hochkarätige Referenten aus Industrie und Forschung, darunter Vertreter von BMW, Bosch, Daimler, Schaeffler und der Universität Stuttgart warfen einen Blick in die PLM-Zukunft. In ihren Vorträgen skizzierten sie die Herausforderungen im Zeitalter der digitalen Transformation, für die das PLM-Beratungs- und -Softwarehaus gut gewappnet ist.
Rund 300 Mitarbeiter, Ehemalige und Freunde des Unternehmens begrüßte Dr. Bernd Pätzold, Vorstandsvorsitzender der PROSPTEP AG, zum Auftakt der Geburtstagsfeier im ehemaligen Elektrizitätswerk der Stadt, das heute als Kulturzentrum dient. Das Unternehmen wolle nicht über die Vergangenheit, sondern über die Zukunft reden, sagte Pätzold. Dennoch nahm er die Feier zum Anlass, um den Gründungsvätern des Unternehmens und langjährigen Mitarbeitern für ihren Einsatz zu danken. Bis weit in die Nacht feierten die Gäste den runden Geburtstag, begleitet von einem beschwingten musikalischen Rahmenprogramm, das den einen oder anderen sogar zum Tanzen animierte.
„Die nächsten 25 Jahre werden noch besser“, sagte Pätzold, ohne jedoch ein Patentrezept für die Zukunft zu haben. Dr. Martin Holland, verantwortlich für das Business Development bei PROSTEP, erläuterte den Gästen, wohin die Reise gehen könnte. Manchmal sei es besser, erst zu entscheiden und dann zu planen, sagte er in Anspielung auf Cäsars Entscheidung, den Rubikon zu überschreiten. Internet of Things, Cloud, Blockchain und Künstliche Intelligenz seien die Zukunftsthemen, mit denen sich PROSTEP intensiv beschäftige.
Holland präsentierte in seinem Vortrag das 1:1-Modell eines Mars Rovers, den die Firma zusammen mit Werksstudenten nachgebaut hat, um anhand des Mission Control Centers Themen wie die IoT-Anbindung oder die Verknüpfung von Digital Twin und VR-Technologie zu testen. Die Gewinner, des von PROSTEP gesponserten Fraunhofer Blockchain Hackathons, erläuterten an einem der Ausstellungsstände, wie man mit Hilfe der Blockchain die Bezahlung für Kaffee fairer gestalten könnte. Und dazu gab es den besten Kaffee im Saal.
Zukunft von PLM hat schon begonnen
Einen weiten Blick in die PLM-Zukunft warf Prof. Dr. Oliver Riedel, Leiter des Instituts für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Universität Stuttgart und Mitglied im Direktorium des Fraunhofer IAO. Mensch und Gesellschaft, und hier insbesondere der demographische Wandel, der den Fachkräftemangel verschärfen werde, seien neben digitaler Transformation, Globalisierung und Glokalisierung die wesentlichen Megatrends, die „PLM 2040 and Beyond“ beeinflussten.
„Die Komplexität wird nicht ab-, sondern weiter zunehmen“, prognostizierte Riedel. Um sie beherrschbar zu machen, müsse alles effizienter vernetzt werden. Das gelte z. B. für die Automatisierungstechnik, in der die funktionalen Grenzen zwischen ERP und MES verschwimmen würden, aber auch für die Verbindung von digitalem Schatten als Abbild der Vergangenheit und digitalem Zwilling als Abbild des lebenden Produkts. Die Zukunft von PLM erfordere außerdem mehr Flexibilität durch eine Verschmelzung von Entwicklung und Betrieb. Es gebe Beispiele dafür, dass DevOps nicht nur im Software-Bereich, sondern bei allen Produkten eine agilere Entwicklung möglich machten.
Agilität war das Stichwort für Ralf Waltram, Leiter IT Delivery bei der BMW Group, der den Gästen die Leuchtturm-Projekte des Automobilherstellers bei der Implementierung agiler Vorgehensweisen im Bereich der Corporate IT vorstellte. 100% Prozent Agile sei die Antwort von BMW auf die disruptiven Veränderungen der Digitalisierung, die vier Stoßrichtungen habe: Prozesse, Technologie, Organisation und Kultur. Die IT-Organisation arbeitet nicht mehr projekt-, sondern produktorientiert in agilen Teams, die für Entwicklung und Betrieb (DevOps) der Lösungen verantwortlich sind. Back2Code lautet die Devise, d. h. BMW entwickelt wieder mehr Software selbst. Gute Erfahrungen mit den agilen Methoden habe man aber auch im SAP-Umfeld gemacht, wo sich die Zufriedenheit der Anwender durch die schnellere Bereitstellung neuer Funktionen dramatisch verbessert und die Zahl der offenen Tickets um 72 Prozent reduziert habe, sagte Waltram.
Voraussetzung für Implementierung agiler Methoden ist eine offenere, intuitiv zu bedienende IT-Landschaft, wie Waltram weiter ausführte. Das wurde auch im Vortrag von Dirk Spindler, Leiter R&D Processes Methods and Tools bei Schaeffler, deutlich. Das Unternehmen ist sehr diversifiziert, hat ein riesiges Portfolio von rund 20.000 lebenden Produkten und verfolgt unterschiedliche Geschäftsmodelle, wie Spindler sagte. Die IT-Landschaft vereinheitlichen zu wollen, sei eine Illusion, die viel Geld verschlungen habe. Schaeffler will die Strategie des Fully Integrated PLM durch Aufbau eines modellbasierten Produktentstehungsprozesses und die Vernetzung der Daten in einer übergreifenden Plattform erreichen. Der Arbeitsplatz der Zukunft soll dem Anwender nur die Funktionen und Informationen in einem Cockpit zur Verfügung stellen, die er für seine Arbeit benötigt.
Auf dem Weg zur digitalen Transformation
Während viele Unternehmen noch mit der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse beschäftigt sind, denkt Daimler schon an die digitale Transformation der Geschäftsmodelle. Connected, Autonomous, Shared Services und Electric (CASE) seien die neuen Themen, die eng miteinander verwoben seien und einen Umbruch der Arbeitsweisen, Methoden und auch der Geschäftsmodelle mit sich brächten, sagte Dr. Siegmar Haasis, CIO R&D Cars. Sie müssten aber durch das Kerngeschäft finanziert werden. Für die IT bedeute das neben agilen Vorgehensweisen ein noch stärkeres digitales Frontloading, um die Fahrzeuge schneller auf die Straße zu bringen und im ersten Anlauf verkaufsfähig zu machen: „Den Rennen um das Autonome Fahren gewinnt man nicht auf der Straße, sondern im Rechenzentrum“, so Haasis. Königsdisziplin dabei sei der Digital Twin im Sinne eines holistischen Ansatzes, der verschiedene Ausprägungen unterstützt.
Die digitale Transformation schafft man nicht im Alleingang, sondern nur zusammen mit Partnern. Das unterstrich Jochen Breh, tätig im Bereich Governance IT Architecture bei Bosch in seinem Vortrag über IoT-Plattformen und Ökosysteme der Zukunft. „Ohne ein Ökosystem schlägt die beste Lösung fehl“, erklärte Breh. Andererseits könne das Ökosystem nur funktionieren, wenn alle Beteiligten vom Eigner des Ökosystems über die Entwickler bis zu den Kunden davon einen Vorteil hätten. IoT-Plattformen bilden die technologische Basis dieser Ökosysteme, weil auf ihnen die Lösungen entstehen, wie Breh weiter ausführte. OpenSource und MicroServices seien der Schlüssel für den schnellen Plattformbau und um sie miteinander zu verbinden, denn die verteilten Ökosysteme würden zusammenwachsen.
Plattformen und Ökosysteme sind zugleich die Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation der Geschäftsmodelle. PROSTEP versteht sich als Lotse, der seine Kunden auf dieser Reise begleitet. Wie breit sich das Unternehmen aufstellt, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, erläuterten Vorstand und Führungskräfte der verschiedenr Business Units den Zuhörern in einem Roundtable zum Abschluss des Vortragsprogramms: PLM-Strategieberatung, Industrie 4.0 Readiness, MBSE und Validierung, Kollaboration, Blockchain und Agilität sind ihre wichtigsten Trümpfe für die Gestaltung der digitale Zukunft. Nicht zu vergessen große Projekte wie die Modernisierung der Smaragd-Installation bei Daimler. „Ich ziehe den Hut und danke Euch allen für das, was ihr leistet“, hatte Dr. Siegmar Haasis in seinem Vortrag gesagt. Das war für die PROSTEP-Mitarbeiter sicher das schönste Geburtstagsgeschenk.
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