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Wie die PLM-Strategie in einer VUCA-Welt aussieht

Von Joachim Christ

Wie sieht die PLM-Strategie in einer Welt aus, die durch Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (VUCA) geprägt ist? Das war die zentrale Frage, mit der sich der erste PROSTEP CONSULTING DAY beschäftigte. In drei Live-Sessions erfuhren die Teilnehmer, wie unsere fähigkeitsbasierten PLM-Strategieberatung ihnen hilft, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern.

Es war das erste Mal, dass wir den PROSTEP Consulting Day durchführten. Corona-bedingt musste die Premiere online stattfinden. Die hohe Beteiligung sehen wir als Bestätigung unseres Konzepts. Die Teilnehmer folgten den drei zeitlich getrennten Sessions zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten, die von Julia Bauer professionell moderiert wurden. Etwa 35 Prozent von ihnen kamen aus der Automobilindustrie, gefolgt von 16 Prozent aus Maschinen- und Anlagenbau, wie eine schnelle Online-Umfrage ergab.

In der ersten Session erörterte Dr. Martin Strietzel, Leiter Strategie and Prozesse, gemeinsam mit Kollegen die Zukunftsthemen der Fertigungsindustrie und die Herausforderungen, die sich für die Unternehmen bei der Digitalisierung ergeben. Der Hype um die Digitalisierung sei darauf zurückzuführen, dass uns inzwischen die technischen Möglichkeiten zur Verfügung stünden, um sie im Engineering, im Kontext von Industrie 4.0 oder im Service zu nutzen. Man brauche jedoch eine effektive Digitalisierungsstrategie, um auf unvorhergesehene Ereignisse angemessen reagieren zu können, meinte Strietzel. „VUCA lässt sich am besten mit VUCA, d.h. Vision, Understanding, Clarity und Agility, beantworten.“

PROSTEP ist davon überzeugt, dass der digitale Produktlebenszyklus mit dem Digital Twin im Mittelpunkt ein wesentliches Element ist, um die Herausforderungen in VUCA-Zeiten zu bewältigen. Eine dieser Herausforderungen gerade für mittelständische Unternehmen ist die Internationalisierung von Entwicklung und Produktion, wie Lead Expert Peter Wittkop sagte. Ohne digitalen roten Faden komme es immer wieder zu Inkompatibilitäten, weil lokale Änderungen an Produkten oder Werkzeugen nicht durchgängig kommuniziert werden. Deshalb gewinne das Konfigurationsmanagement an Bedeutung. „Es bedeutet in diesem Zusammenhang die Nachverfolgbarkeit der Produktinformationen, sowohl horizontal entlang des Produktlebenszyklus aber auch vertikal im Sinne einer Einflussanalyse von Änderungen  auf andere Domänen.“

Neben der Internationalisierung ringen die Unternehmen mit dem Wandel vom einst mechanischen Produkt zu softwarebasierten Systemen, der weitere Herausforderungen wie die interdisziplinäre Kollaboration oder die digitale Validierung und Verifikation nach sich zieht. Die Nachverfolgbarkeit sei eine zentrale Fähigkeit, um früh damit beginnen zu können, gegen die Produkt-Anforderungen zu testen, sagte Senior Consultant Christian Bühler.

Komplexität als Treiber der Digitalisierung

Die zunehmende Komplexität der Produkte ist ein wesentlicher Treiber für die Digitalisierung, wie der Kundenvortrag von Theegarten-Pactec deutlich machte. Die Verpackungsmaschinen für Süßwaren, die das mittelständische Unternehmen herstellt, haben sich in den letzten Jahrzehnten zu komplexen mechatronischen Systemen mit einem hohen Elektronik- und Software-Anteil entwickelt. Um bei wachsender Komplexität seine Produktivität und Flexibilität aufrechtzuerhalten, beschäftigt sich das Unternehmen mit Themen wie Anforderungsmanagement, Systems Engineerings, agiler Software-Entwicklung und Traceability. PROSTEP unterstützt Theegarten-Pactec dabei, das Zusammenspiel zwischen IT-Systemen und Prozessen zu verbessern und den geeigneten Bebauungsplan für die Anwendungslandschaft zu finden.

Neben Sicherheit, PLM und ALM (Application Lifecycle Management) sind Digital Twin und digitale Kontinuität die Themen, die für die Unternehmen aktuell die größte Bedeutung haben. Digitale Geschäftsmodelle sind dabei ein wesentlicher Treiber für die Umsetzung von Digital Twin-Konzepten, wie Senior Consultant Dr. Lars Wagner an verschiedenen Beispielen erläuterte.

Die Digitalisierung stellt auch die IT-Organisationen in den Unternehmen vor neue Herausforderungen. Sie müssen die Entwicklung smart vernetzter Produkte und das Zusammenspiel der Disziplinen durch einen gemeinsamen Entwicklungsraum bestmöglich unterstützen, wie Senior Consultant Marc Dreesen betonte. Dazu sei es erforderlich, die Rolle der IT im Unternehmen zu schärfen. Statt ein reaktiver Dienstleister zu sein, müsse sie als proaktiver Innovator wahrgenommen werden, der neue Lösungskonzepte bereitstellt.

Kundenbedürfnisse, Produkt-Features und Geschäftsmodelle sind zunehmend Software-getrieben, wie Dr. Steven Vettermann Manager PLM VV in der zweiten Session des CONSULTING DAYS sagte. „Wer zu den Gewinnern gehören will, sollte deshalb die Wertschöpfung mit Software beherrschen.“ Schlüssel dazu sei die Kombination von MBSE und ALM. PROSTEP kenne die Stärken der einzelnen Lösungen und unterstütze die Kunden bei der strategischen Neuausrichtung und der Einführung neuer Tools zur Sicherstellung der Traceability.

Konzepte für die digitale Durchgängigkeit

In der zweiten Session stellten wir den Teilnehmern Lösungsansätze und Konzepte vor, mit denen sie die digitale Durchgängigkeit besser in den Griff bekommen. PLM sei keine ganz neue Technologie, aber der Schlüssel für die digitale Durchgängigkeit und die Basis für den Digital Twin, meinte Principal Consultant Dr. Mario Leber. Eine wichtige Facette des PLM-Konzepts sei das Management der verschiedenen Stücklisten-Ausprägungen. Daneben müssten Querschnittsthemen wie Projekt- oder Änderungsmanagement berücksichtigt werden. Und es gebe Hot Topics wie das Thema Anforderungsmanagement, das laut Umfrage für drei Viertel der Teilnehmer ein wichtiger Bestandteil ihres PLM-Konzepts ist, oder das Thema Validierung und Verifikation.

Die Herausforderung im Requirements Management besteht darin, sowohl vertikal zwischen Kundenanforderungen und technischen Anforderungen, als auch horizontal zwischen den Anforderungen der einzelnen Disziplinen die Durchgängigkeit sicherzustellen, wie der Vortrag von Consultant Veronica Haber verdeutlichte. Ihre Kollegin Kim Steinkirchner erläuterte die verschiedenen Schritte der Verifikation und Validierung von der Komponenten- bis zur Systemebene. Um die Zusammenhänge zu sehen, müssten alle relevanten Datenbestände konsistent miteinander verbunden werden. Das sei die wesentliche Aufgabe von PLM.

„Cloud – LowCode – ALM, wie disruptiv ist PLM?“ diese Frage versuchte Martin Strietzel anschließend zu beantworten. Die größte Disruption komme aus PLM selbst, weil der Produktlebenszyklus heute viele neue Themen umfasse, z.B. das Internet der Dinge, das eine wichtige Rolle für die Anbindung des Service und das Rückspielen von Informationen aus dem Feld spiele. Aber sei das noch PLM? Viele PLM-Hersteller haben die Bedeutung des IoTs erkannt und Firmen zugekauft oder eigene IoT-Plattformen entwickelt, wie Strietzel sagte. Die Dynamik im Markt resultiere daher, dass z.B. der IoT-Markt zehnmal so groß wie der PLM-Markt sei.

Unterrepräsentiert ist im PLM-Umfeld noch das Thema Cloud im Sinne von SaaS- oder Multi Tenant-Anwendungen. Das ändere sich allmählich, weil das Vertrauen der Unternehmen in die Sicherheit gewachsen sei, sagte Senior Consultant Marc Dreesen. Gleichzeitig habe die Bereitschaft der Anwender zugenommen, sich näher an die Standards zu halten, während die Anbieter die Anpassbarkeit und Integrationsfähigkeit der Cloud-Anwendungen durch Low Code- und Integration as a Service-Angebote verbessert hätten. Fast alle hätten inzwischen eine Cloud-Strategie, aber ihre Angebote seien manchmal schwer vergleichbar, weshalb PROSTEP eine entsprechende Checkliste entwickelt habe.

Fähigkeitsbasiertes Vorgehensmodell

Neben der Veränderungsfähigkeit der Unternehmen, auch hinsichtlich neuer Geschäftsmodelle, sei die Zukunftsfähigkeit ihrer PLM-Architekturen eine wesentliche Herausforderung für die nächsten Jahre, sagte Peter Wittkop zum Auftakt der dritten Session des CONSULTING DAYS. Um sie gemeinsam meistern zu können, sei die gezielte Kombination aus methodischem Vorgehen und dem breiten PLM-Wissen von PROSTEP hilfreich. Die fähigkeitsbasierte Strategieentwicklung bediene mittel- bis langfristige Ziele, müsse aber auch agil auf Veränderungen der Ziele reagieren.

Wie das fähigkeitsbasierte Vorgehensmodell der PROSTEP aussieht und wie es mit der Unternehmensstrategie zusammenhängt erläuterten Martin Strietzel und Consultant Manuel Ratte den Teilnehmern. PROSTEP versteht die PLM-Architektur im Sinne des Enterprise Architektur Managements als ein mehrschichtiges Modell, das ausgehend von den Unternehmenszielen die Prozesse, die Datenintegration und die Anwendungen betrachtet. Um die Anforderungen der drei Ebenen einfacher adressieren zu können, nutzen die Berater das Konstrukt der PLM-Fähigkeiten, die alle für den Produktlebenszyklus relevanten PLM-Themen abbilden. Nach den Ergebnissen der Teilnehmer-Befragung sind Requirements Management, Produktstruktur-, Konfigurations- und Änderungsmanagement die PLM-Fähigkeiten, die die Unternehmen vor besondere Herausforderungen stellen.

Das fähigkeitsbasierte Vorgehensmodell ist eines der Kernelemente des Beratungsansatzes von PROSTEP. Anhand der PLM-Fähigkeiten definieren die Berater in Verbindung mit dem Reifegradmodell Ist- und Soll-Zustände, wie Manuel Ratte erläuterte. Sie dienen als Basis für die Entwicklung von Großkonzepten der benötigten PLM-Fähigkeiten, die dann in einer Ziel-Architektur zusammengeführt werden. Ausgehend von dieser herstellerneutralen Architektur evaluieren die Berater die in Frage kommenden Systeme und empfehlen den Kunden die geeigneten Lösungen für sie. In der Roll-Out-Planung legen sie dann gemeinsam mit den Kunden fest, wie der Übergang in die neue Welt gestaltet werden soll.

Saubere Dokumentation der Anforderungen

An verschiedenen Beispielen erläuterte Mario Leber die Arbeitsergebnisse und den konkreten Nutzen des fähigkeitsbasierten Beratungsansatzes. Von besonderem Wert für die Kunden sei zum einen die digitale Reifegradanalyse, eine effiziente Methodik zur Klassifizierung der einzelnen Teilprojekte und zur Festlegung der digitalen Roadmap. Sie basiert auf der Einschätzung von Ist- und Zielbild bzw. der Gap-Analyse der PLM-Fähigkeiten. Zum anderen könnten die Kunden mit Hilfe des Lastenheft-Templates von PROSTEP ihre Anforderungen effizient, individuell, vollständig und nachvollziehbar dokumentieren und kommunizieren.

Einer der Kunden, der im Rahmen einer umfassenden PLM- bzw. SLM-Initiative (Systems Lifecycle Management) die fähigkeitsbasierte PLM-Strategieberatung von PROSTEP in Anspruch genommen hat, ist die thyssenkrupp Presta AG. Im Interview erläuterte Projektleiter Klaus Brandner die Zielsetzungen und Herausforderungen des Projekts und wie PROSTEP dem Unternehmen hilft, sie zu bewältigen. Die externen Berater seien vor allem in der Findungsphase sehr wichtig gewesen, um die unterschiedlichen Anforderungen der Fachbereiche unter einen Hut zu bringen. Mit ihrer Unterstützung sei es gelungen, den Elefanten in die richtigen Portionen zu schneiden. „Der wichtigste Beitrag von PROSTEP war, den Stakeholdern die Angst vor den neuen Themen zu nehmen.“

PROSTEP berät die Kunden nicht nur bei der Definition ihrer PLM-Strategie, sondern unterstützt sie auch bei der Umsetzung. Zum Abschluss des CONSULTING DAYS erläuterte Peter Wittkop den Teilnehmern das weitere Vorgehen. Es gehe darum, die Projektziele Schritt für Schritt umzusetzen, um schnelle Teilerfolge zu erzielen und den Nutzen auszuschöpfen. Deshalb habe sich aus Sicht von PROSTEP ein agiles Vorgehen bewährt. In jedem Fall seien persönliche Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen die Grundlage für die Zusammenarbeit in Beratungsprojekten.

Wenn Sie mehr über die Herausforderungen der Digitalisierung und PROSTEPs fähigkeitsbasierten Beratungsansatz erfahren möchten, finden Sie hier die Aufzeichnungen der drei Sessions.

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