Garant für den sicheren Datenaustausch in China
Von Daniel Wiegand
BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) entwickelt nicht nur Komponenten für die chinesischen Langversionen von BMW, sondern in enger Kooperation mit Zulieferern auch ein eigenes Elektro-Fahrzeug. Garant für den sicheren Datenaustausch während der Entwicklung des neuen Zinoro war die Software OpenDXM GlobalX von PROSTEP.
Im Herbst dieses Jahres startet die Serienproduktion des Zinoro, eines chinesischen Fahrzeugs mit einem neuen Energiekonzept. Es ist die Reifeprüfung für BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA), das Joint Venture zwischen BMW und Brilliance China Automotive. Garant für den sicheren Datenaustausch zwischen der BBA und ihren Partnern während der Entwicklung des neuen Zinoro war die Software OpenDXM GlobalX von PROSTEP. Andere Länder, andere Sitten: Wohlhabende Chinesen bieten ihren Familien gerne mehr Platz und Komfort im Auto und sie lassen sich manchmal auch von Chauffeuren fahren. Deshalb gibt es viele Baureihen von BMW für den chinesischen Markt in einer Langversion. "Die Chinesen haben eine große Affinität zu Applikationen und wollen mehr Möglichkeiten im Infotainment haben. Deshalb kann es z. B. sein, dass die Infotainment-Software anders ist als in Deutschland", erklärt Thomas Efinger, Manager Process IT ItO (Produktentstehung) PDM/TDM bei BBA.
Das Joint Venture mit Hauptsitz in Shenyang wurde vor 13 Jahren gegründet, um BMW-Fahrzeuge für den chinesischen Markt zu produzieren. Mittlerweile beschäftigt es über 16.000 Menschen und entwickelt auch spezielle Fahrzeug-Komponenten sowie die erforderlichen Fertigungsmittel für die Langversionen in Eigenregie.
Eigenständige IT-Infrastruktur
Sowohl bei der Entwicklung der Fahrzeugmodule als auch bei der Herstellung der Fertigungsmittel arbeitet BBA mit zahlreichen lokalen Partnern zusammen. Bei den Entwicklungspartnern handelt es sich zum Teil um die chinesischen Ableger großer deutscher Entwicklungspartner, aber größtenteils um chinesische Engineering-Dienstleister. Aus diesem Grunde besteht heute ein hoher Bedarf an Zusammenarbeit. Das war nicht immer so, da BBA erst in den letzten Jahren ein so ausgedehntes Partnernetz aufgebaut und die Verantwortung für die Fertigungsmittel übernommen hat.
IT-technisch gesehen haben die "Chinesen" eine eigene Infrastruktur implementieren können, weil der R&D-Bereich gewissermaßen auf der grünen Wiese aufgebaut wurde. Als Backbone für das Geometriedaten-Management setzt BBA das PLM-System Teamcenter von Siemens in Kombination mit Catia V5 ein. Außerdem hat man sich für eine eigenständige Datenaustauschlösung entschieden.
Mehrstufiges Sicherheitskonzept
Grundlage für die Entscheidung zugunsten von OpenDXM GlobalX war ein Benchmarking, in dem die Eignung verschiedener Datenaustauschlösungen getestet wurde. Wichtige Anforderungen waren Sicherheit, Bedienerfreundlichkeit, Performance und Stabilität, um eine effiziente Zusammenarbeit mit den Entwicklungs- und Fertigungspartnern zu gewährleisten. Für beide Gruppen muss BBA den Partnern große Datenmengen zur Verfügung stellen, häufig fließen auch wieder Daten an BBA zurück. "OpenDXM GlobalX war vom Funktionsumfang her am besten in der Lage, alle Anforderungen ohne Zusatzentwicklungen abzudecken", sagt Efinger. "Ein wichtiger Punkt war außerdem die Teamcenter-Integration, damit die Anwender ihre CAD-Daten direkt aus dem PLM-System verschicken können."
Der wichtigste Faktor aber war die Sicherheit beim Datenaustausch, da es sich um hochsensible Daten handelt, die selbst dann noch geschützt werden müssen, wenn sie in Neutralformaten über Datenleitungen verschickt bzw. im Netz bereitgestellt werden. OpenDXM GlobalX bietet dafür ein mehrstufiges Sicherheitskonzept, bei dem nicht nur die Leitung, über die die Daten versendet werden, sondern auch die Daten selbst verschlüsselt werden können. Entsprechend der Kundenanforderungen kann dies auf verschiedenen Sicherheits-Leveln erfolgen. BBA lässt die Zuverlässigkeit dieser Sicherheits-Architektur regelmäßig durch Penetrationstests überprüfen, wie Efinger sagt: "Das war eine wichtige Voraussetzung, um die hohen Sicherheitsstandards bei BBA für den Geometriedatenaustausch mit Partnern erfüllen zu können."
Die Datenaustausch-Lösung von PROSTEP bietet spezielle Funktionen für den Versand großer Datenmengen über instabile Datenleitungen mit geringen Bandbreiten. Ohne die „Resume“-Funktion, die den Datenaustausch nach einer Unterbrechung der Leitung an derselben Stelle wieder aufnimmt, könnte BBA seinen Fertigungspartnern keine Datenpakete von mehreren Gigabytes zur Verfügung stellen, weil die Internet-Verbindungen zwischen China und der Außenwelt manchmal abbrechen. Um eine hohe Performance sicherzustellen, hat das Unternehmen eine eigene Server-Infrastruktur aufgebaut und die Datenaustausch-Plattform lokal installiert.
Schnelle Einbindung der Partner
OpenDXM GlobalX ist seit Anfang 2014 im produktiven Einsatz. Aktuell sind mehr als 300 Austauschpartner eingerichtet, bei denen es sich je zur Hälfte um eigene Mitarbeiter von BBA und um Mitarbeiter externer Partner handelt. "Es gibt keine externen Partner, mit denen wir automatisiert Daten austauschen. Der einzelne BBA-Ingenieur entscheidet, wem er welche Daten in welchen Formaten bereitstellt. Deshalb lassen sich neue Partnerbeziehungen dank der entsprechenden Vorlagen schnell und einfach einrichten", sagt Efinger.
Nicht alle Austauschvorgänge werden in Teamcenter ausgelöst, weil zum Beispiel die Betriebsmittelkonstruktion noch viele Dateien filebasiert erzeugt und verwaltet. In diesen Fällen nutzen die Ingenieure den Webclient, um die Dateien auf die Plattform hochzuladen. Die intuitive Bedienung der Weboberfläche trägt maßgeblich zur guten Akzeptanz der Lösung bei, sowohl bei den internen Fachbereichen von BBA als auch bei den externen Partnern.
Offen für weitere Anwendungsfälle
Eingesetzt wird OpenDXM GlobalX zum einen für den Austausch von Fahrzeugdaten mit den externen Entwicklungsbüros, zum anderen für den Datenversand an die Hersteller der Fertigungsmittel. Ein relativ neuer Anwendungsfall ist die Bereitstellung von Layoutplänen als Zeichnungen für die Fabrikplanung. In diesem Fall dient OpenDXM GlobalX als eine Art Collaboration-Plattform, das heißt, die Daten werden zentralisiert bereit gestellt, sodass alle beteiligten Zulieferer darauf zugreifen und ihre eigenen Daten auch wieder dort ablegen können.
Efinger will nicht ausschließen, dass die Datenaustausch-Plattform künftig noch für ganz andere Anwendungsfälle eingesetzt wird: "OpenDXM GlobalX ist ein sehr mächtiges Tool, das nicht nur für den Austausch von Geometriedaten geeignet ist. Inzwischen gibt es Anforderungen aus verschiedenen Abteilungen, die mit ihren Partnern Office-Dokumente sicher austauschen wollen." Für diese Anwenderkreise könnte die Office-Integration von OpenDXM GlobalX interessant sein, die es ermöglicht, die Daten direkt aus der E-Mail-Anwendung über die geschützte Austauschplattform bereitzustellen.Wesentliche Stärke der Datenaustausch-Lösung von PROSTEP ist, dass sie sicher und trotzdem für die Anwender sehr komfortabel zu bedienen ist, wie Efinger abschließend erklärt: "OpenDXM GlobalX ist ein wichtiger Baustein, um Prozesse wie die Fertigungsmittelkonstruktion bei BBA abwickeln zu können. Ohne die Lösung wären wir nicht in der Lage, solche Prozesse mit der Effizienz zu organisieren, wie wir das heute tun."
|