Frage: Die Regeln betreffen also nicht nur die IT-Systeme, sondern die gesamte Organisation bis hin zur Papierablage? Was ist mit Ihren Produkten?
Bugow: Unsere Produkte werden insofern betrachtet, als wir eine Richtlinie für die sichere Entwicklung haben und unsere Software zum Teil durch externe Auditoren überprüfen lassen. Wenn es sich um kundenindividuelle Lösungen handelt, dann gehört auch dazu, dass wir zum Beginn der Entwicklung eine Sicherheitsbetrachtung machen. Der Prozess der Projektsoftware-Entwicklung ist also Bestandteil der Zertifizierung. Wir schützen unsere Software, aber wir können natürlich nicht die Verantwortung für den Betrieb und die IT-Sicherheit beim Kunden übernehmen.
Frage: Warum legt PROSTEP so viel Wert auf die ISO 27001-Zertifizierung? Ist das eine Kundenanforderung?
Bugow: So ist es. Der Zertifizierungsprozess hat gezeigt, dass wir vorher schon sehr sicher unterwegs waren, aber wir müssen das gegenüber unseren Kunden auch nachweisen können. Dafür brauchen wir das Zertifikat.
Frage: Ist das im Wesentlichen eine Kundenanforderung aus der Automobilindustrie?
Bugow: Es sind in der Regel die großen Automobilhersteller, die das von uns erwarten. Sie wollen in der Zulieferkette das gleiche Sicherheitsniveau beim Umgang mit vertraulichen Daten erreichen wie im eigenen Haus. Das geht so weit, dass wir auch unsere Lieferanten verpflichten müssen, entsprechenden Sicherheitsrichtlinien zu folgen. Die Zertifizierung ist für ein Unternehmen unserer Größe noch ungewöhnlich und eigentlich nur deshalb erforderlich, weil wir mit so großen Kunden zusammen arbeiten.
Frage: Wie viele deutsche Unternehmen sind überhaupt nach ISO 27001 zertifiziert?
Bugow: Im Jahr 2012/13 waren es hierzulande nicht mehr als 600 Unternehmen, was im internationalen Vergleich nicht viel ist. Mittlerweile dürfte ihre Zahl aber deutlich höher liegen, weil immer mehr Großunternehmen von ihren Partnern die Zertifizierung verlangen, um die IT-Sicherheit bei der Zusammenarbeit zu gewährleisten.