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Wird uns Corona zum Fortschritt zwingen?

Von Bernd Pätzold

Was für eine News zum Jahresstart: Laut Bloomberg Index war Deutschland 2020 das innovativste Land der Welt. Aber sind wir auch die Ersten, wenn es um die Nutzung von Innovationen geht? Wenn ich mich umsehe habe ich leider den Eindruck: Nein. Während andere neue Technologien als Allheilmittel betrachten, beschäftigen wir uns lieber mit ihren Risiken und Nebenwirkungen. Die Frage ist, ob Corona daran etwas ändern wird. Aufgeworfen hat sie die FAZ in einem Artikel mit dem netten Titel „Fortschritt wider Willen“, den ich Ihnen zur Lektüre empfehle.

Die menschliche und soziale Bilanz der Corona-Pandemie ist verheerend. Bislang sind weltweit über 2,5 Millionen Menschen an/mit Corona gestorben, und viele von denen, die schwer erkrankt sind, leiden heute noch unter Spätfolgen. Die Pandemie hat die sozialen Unterschiede rund um den Globus verschärft, wenngleich sich das in Deutschland dank Papa bzw. Mama Sozialstaat nicht so stark bemerkbar macht. Und sie hat unser soziales Leben völlig auf den Kopf gestellt, ohne dass abzusehen wäre, wann wir wieder auf die Beine kommen. Von daher fällt es schwer, dem Virus überhaupt etwas Gutes abzugewinnen.

Dennoch gibt es positive Seiten. Dass es gelungen ist, in weniger als einem Jahr nicht nur einen, sondern gleich mehrere wirksame Impfstoffe zu entwickeln, ist ein unglaublicher Erfolg – ein Erfolg, der ohne die enge Zusammenarbeit der weltweiten Forscher-Community nicht möglich gewesen wäre. Er zeigt, dass wir durchaus das Potential haben, die drängenden Menschheitsprobleme zu lösen, wenn die Einsicht in die Notwendigkeit da ist. Man kann nur hoffen, dass sich diese Einsicht auch bei anderen Menschheitsproblemen wie Armut und Hunger oder dem globalen Klimawandel durchsetzt.

Bei anderen Themen ist die Corona-Bilanz eher durchwachsen. Der versprochene Digitalisierungsschub ist weitgehend ein Mythos geblieben, schrieb das Handelsblatt Ende letzten Jahres. Zwar hat die Wirtschaft 2020 durchaus in die Digitalisierung investiert, aber der digitale Durchbruch ist ausgeblieben. Vielfach hat man analoge durch digitale Techniken ersetzt und schnell die bestehenden Abläufe digitalisiert, ohne die Prozesse dahinter in Frage zu stellen. Oder wie eine Bitkom-Studie konstatiert: Den meisten Managern geht es darum, heil durch die Krise zu kommen, statt die Digitalisierung für die Erschließung neuer Geschäftsfelder bzw. für eine neue Positionierung zu nutzen.

Richtig ist aber auch, dass Corona in Deutschland etwas in Gang gesetzt hat, das sich vielleicht noch nicht in Zahlen ausdrücken lässt, aber spürbar ist. Viele Menschen haben gelernt, mit der Informationstechnologie umzugehen und sind neugierig geworden, was sich noch damit machen lässt. Sowohl im privaten Bereich als auch im Arbeitsumfeld ist die Bereitschaft gestiegen, sich auf neue Techniken einzulassen und auch mal zu experimentieren. Arbeitnehmer schätzen die Vorzüge des Homeoffice, Großeltern kommunizieren ganz selbstverständlich über Zoom mit ihren Enkeln, Familien shoppen täglich im Internet etc.

Die Menschen – und damit meine ich vor allem die älteren von uns – fangen an, die neuen Techniken trotz ihrer Limitationen zu akzeptieren, weil ihre Vorteile überwiegen. Das eindrucksvollste Beispiel für mich ist, dass Vorstände deutscher Automobilhersteller Fahrzeuge seit Corona digital freigeben, obwohl die digitalen Modelle reale Prototypen nicht vollständig ersetzen können. Das ist ein Novum. Bislang musste das Neue nicht nur besser sein als die bestehenden Verfahren und Prozesse, sondern auch möglichst ähnlich. An dieser Quadratur des Kreises sind nicht wenige IT-Projekte gescheitert.

Ja, die Digitalisierung hat bislang nicht den Produktivitätsschub ausgelöst, den man sich von ihr erhofft hat, weil wir aus Angst vor den Folgen der Beschleunigung oft mit angezogener Handbremse gefahren sind. Die Pandemie hat uns jedoch dazu gebracht, viele Bedenken über Bord zu werfen und unsere Arbeitsprozesse zu modernisieren. Wenn es gelingt, diese Dynamik zu bewahren, könnten nach der Pandemie die Produktivität und auch die Löhne wieder steigen, wie der erwähnte FAZ-Artikel konstatiert. Wir müssen unsere Prozesse neu denken, agiler werden und auch mal etwas riskieren. Das erfordert Mut und eine Fail-Fast-Kultur, die Fehler verzeiht, weil sie schon den Keim der Verbesserung in sich tragen.

Prozesse neu zu denken, ist unsere Stärke bei PROSTEP. Wir haben in den letzten Jahren Dutzende von Unternehmen dabei unterstützt, ihre PLM-Prozesse auf eine neue Grundlage zu stellen. Die Erfahrungen aus diesen Kundenprojekten sind in unseren fähigkeitsbasierten Beratungsansatz eingeflossen, den wir auf dem PROSTEP CONSULTING DAY erstmals einem größeren Kreis von Interessenten vorstellen werden. Ich laden Sie alle herzlich ein, sich anzumelden.

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